Bayerische Ingenieurekammer-Bau
Hochwasser nicht vorschnell abpumpen - Bei überstürztem Handeln drohen zusätzliche Schäden am Gebäude
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Wer vom aktuellen Hochwasser betroffen ist, möchte verständlicherweise so schnell wie möglich das Wasser wieder aus seinem Haus bekommen. Doch wer vorschnell den Keller leerpumpt, kann den Schaden dadurch noch vergrößern. Ist der Grundwasserstand sehr hoch, kann ein schnelles Abpumpen die Statik des Gebäudes beeinträchtigen. Die Bayerische Ingenieurekammer-Bau rät Betroffenen, erst die Einschätzung von Fachleuten einzuholen, bevor sie abpumpen.
„Hat man viel Schlamm im Keller, ist dies ein Alarmzeichen“, erklärt Prof. Dr. Norbert Gebbeken, der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „Falls der Schlamm nicht durch Fenster oder Türen hereingespült wurde, besteht die Gefahr, dass die Bodenplatte des Hauses beschädigt ist. In diesem Fall sollten Fachleute für Standsicherheit die Lage bewerten – nur durch eine Inspektion vor Ort lässt sich die Lage klären. Im schlimmsten Fall kann die Statik beeinträchtigt sein“, sagt Gebbeken. Die Behörden informieren über die Grundwasserstände in den Regionen – die mancherorts noch ansteigen dürften.
Außerdem gilt: „Wer einen Ölfilm auf dem Wasser sieht, braucht eine Spezialfirma, um das ausgetretene Öl beseitigen zu lassen. Das kann insbesondere dann der Fall sein, wenn die Öltanks im Keller beschädigt wurden“, erklärt der Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau.
Auf Risse in den Wänden achten
Bei der Begutachtung der Gebäude sollte man außerdem auf Risse in den Wänden achten. Hier hat Prof. Gebbeken eine gute Nachricht: „Nicht jeder Riss gefährdet die Standsicherheit von Gebäuden!“ Wie groß der Schaden ist, können im Bauwesen tätige Ingenieure mit Spezialgebiet Statik einschätzen. „Ich empfehle allen Betroffenen, Fachleute hinzuzuziehen – zur eigenen Sicherheit und um die Schäden richtig einzuschätzen“, erläutert der Katastrophenschutzexperte. Fachleute können vor Ort auch Tipps geben, wie Gebäude abzustützen sind und wie Trümmer weggeräumt werden sollen, damit bei den Aufräumarbeiten nicht noch weitere Schäden entstehen.
Vorsicht bei Feuchtigkeit
Bei der Frage, wie man die Feuchtigkeit in den Gebäuden richtig trocknet, wissen Bauphysiker Bescheid. Wer sich fachkundigen Rat holt, kann Schimmel- und Folgeschäden vermeiden oder zumindest stark eindämmen. „Gerade Holz kann durch Feuchtigkeit schnell schimmeln. Wichtig ist deswegen, dass u.a. das Holztragwerk komplett getrocknet wird und Holzverkleidungen entfernt werden. Wer Feuchteschäden beim tragenden Holz nicht vollständig behebt, riskiert langfristig Schäden an der Tragkonstruktion“, warnt Prof. Gebbeken und empfiehlt Betroffenen auch hier, sich entsprechend beraten zu lassen.
Auf www.planersuche.de können Betroffene nach qualifizierten Ingenieurinnen und Ingenieuren suchen, die eine baufachliche Einschätzung abgeben können. Die hier gelisteten unabhängigen Expertinnen und Experten können Betroffene beispielsweise beauftragen, um die Statik ihrer Häuser prüfen zu lassen oder Baugrundgutachten zu erstellen. Für Fragen zur Statik eines Hauses gehen Sie auf die Suchmaske „ Gesetzliche Listen“ und setzen Sie dann einen Haken bei „ Nachweisberechtigte für Standsicherheit“.
Sie können zusätzlich eine Postleitzahl oder einen Ort eingeben, um Fachpersonen aus Ihrer Nähe zu selektieren. Eine Beurteilung des Baugrunds oder erdstatische Berechnungen erstellen Baufachleute, die Sie unter diesem Link finden: Erd- und Grundbau .Gutachten zur Tragwerksplanung bzw. Baustatik stellen folgende Personen: Gutachter Tragwerksplanung / Baustatik. Hilfe bei der Suche nach geeigneten Fachleuten sowie grundlegende Auskünfte erhalten Sie auch vom Ingenieurreferat der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau unter ingenieurberatung@bayika.de.
„Es ist uns ein großes Anliegen, die vom Hochwasser betroffenen Menschen darin zu unterstützen, die richtigen Fachleute für ihr Problem zu finden“, sagt Prof. Dr.-Ing. Norbert Gebbeken, Präsident der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau. „In unserer Kammer sind am Bau tätige Ingenieure organisiert – also genau die Expertinnen und Experten, die wissen, was nach einem Hochwasserschaden zu tun ist. Wir raten Betroffenen, unbedingt Fachleute zu beauftragen, die die Sanierung sachkundig in die Hand nehmen“, so Gebbeken weiter.
Bayerische Ingenieurekammer-Bau Körperschaft des öffentlichen Rechts Sonja Amtmann Pressereferentin Schloßschmidstraße 3 80639 München Tel. +49 (0) 89 41 94 34-27 Fax +49 (0) 89 41 94 34-20 E-Mail: s.amtmann@bayika.de Internet: www.bayika.de