Weltfrauentag: Frauenquote in Führungspositionen sinkt und liegt in Deutschland bei 23,9 Prozent - Höchste Frauenquote in Brandenburg
Hamburg (ots)
- Frauenquote in Führungspositionen sinkt auf 23,9 Prozent und damit auf den niedrigsten Wert seit fünf Jahren (2024: 24,1 Prozent)
- Ostdeutsche Bundesländer weiterhin führend hinsichtlich Frauen in Führungspositionen - Hamburg Spitze im Vergleich zur Einwohnerzahl
- Frauenquote in Aufsichtsräten sinkt von 20,9 auf 20,4 Prozent
- Analyse Führungspositionen je 10.000 Einwohner: Deutlicher Unterschied zwischen Frauen und Männern
Der Frauenanteil in Führungspositionen liegt in Deutschland aktuell bei 23,9 Prozent und damit auf dem niedrigsten Stand seit fünf Jahren. Das geht aus einer Auswertung von knapp 1,8 Millionen Führungspositionen hervor, die der Informationsdienstleister CRIF zum diesjährigen Weltfrauentag (8. März 2025) veröffentlicht hat. Zum Weltfrauentag 2021 lag die Quote mit 24,6 Prozent höher - in den Folgejahren in etwa auf dem Niveau von 2025 (2022: 24,1 Prozent; 2023: 24,0 Prozent; 2024: 24,1 Prozent).
Der Anteil von Frauen in Führungspositionen ist in den ostdeutschen Bundesländern nach wie vor höher als in Westdeutschland. Brandenburg liegt mit einem Frauenanteil in Führungspositionen von 28,7 Prozent bundesweit an der Spitze, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (27,7 Prozent), Sachsen (27,1 Prozent) sowie Sachsen-Anhalt und Thüringen (jeweils 26,1 Prozent). Verbesserungsbedarf bei der Frauenquote besteht vor allem in Bremen (19,4 Prozent) und Baden-Württemberg (21,8 Prozent).
Die höhere Präsenz von Frauen in Führungspositionen in den ostdeutschen Bundesländern lässt sich auf eine Vielzahl von Faktoren zurückführen, darunter historische, sozioökonomische und kulturelle Einflüsse.
"Die Arbeitskultur in Ost- und Westdeutschland weist nach wie vor Unterschiede auf. In den neuen Bundesländern sind mehr Frauen in Vollzeit beschäftigt. Dies hat zur Folge, dass Frauen in Führungspositionen überrepräsentiert sind. Teilzeitarbeitsplätze sind in Führungspositionen seltener anzutreffen", erläutert Dr. Frank Schlein, Geschäftsführer von CRIF Deutschland, die aktuellen Zahlen. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands hat in Ostdeutschland ein starker Strukturwandel stattgefunden, der zu einem Rückgang traditioneller Industrien und einem Anstieg des Dienstleistungssektors geführt hat. Dies kann sich auch auf die Geschlechterverteilung in Führungspositionen ausgewirkt haben, da bestimmte Branchen historisch eher von Männern dominiert waren.
Führungspositionen je Einwohner: Hamburg an der Spitze
In keinem anderen Bundesland gibt es - bezogen auf die Einwohnerzahl - mehr weibliche Führungskräfte als in Hamburg. In der Hansestadt kommen auf 10.000 Einwohner 133 weibliche Führungskräfte. Aber auch die Werte in Berlin mit 122 weiblichen Führungskräften je 10.000 Einwohner, in Brandenburg (104) sowie in Hessen und Bayern (je 83) liegen über dem Bundesdurchschnitt. Dieser liegt bei 76 Frauen in Führungspositionen je 10.000 Einwohner.
Bei den Männern liegt der Durchschnitt mit 379 männlichen Führungskräften je 10.000 Einwohner deutlich höher. Auch bei den Männern führt Hamburg mit 725 Führungspositionen je 10.000 Einwohner die Statistik an.
Höhere Frauenquote in kleinen Unternehmen
Mit zunehmender Unternehmensgröße - bezogen auf die Anzahl der Beschäftigten - nimmt der durchschnittliche Frauenanteil in Führungspositionen kontinuierlich ab, um dann bei größeren Unternehmen wieder anzusteigen. Während in kleinen Unternehmen mit bis zu zehn Beschäftigten mehr als jede vierte Führungskraft eine Frau ist (29,4 Prozent), sinkt der Anteil in Unternehmen mit 101 bis 500 Beschäftigten auf 12,6 Prozent. In Großunternehmen mit mehr als 10.000 Beschäftigten liegt der Frauenanteil in Führungspositionen bei 17,2 Prozent.
Ähnlich verhält sich der Frauenanteil in Unternehmen nach dem Kriterium Umsatz. Den höchsten Frauenanteil in Führungspositionen haben Unternehmen mit einem Umsatz von unter einer Million Euro (26,9 Prozent). In Unternehmen mit mehr als 100 Millionen Euro Umsatz liegt der Frauenanteil in Führungspositionen bei 12,3 Prozent.
Branchen: Höchster Wert im Gesundheitswesen
In der Branchenbetrachtung weist das Gesundheitswesen mit einem Frauenanteil von 39,5 Prozent den höchsten Wert auf. Aber auch im Handel (28,1 Prozent) und im Verlagswesen (24,2 Prozent) sind Frauen überdurchschnittlich häufig in Führungspositionen vertreten. Wenig Frauen in Führungspositionen gibt es dagegen im Baugewerbe (10 Prozent), im Maschinenbau (10,2 Prozent), in der Energieversorgung (11,2 Prozent) und in der Schifffahrt (11,3 Prozent).
Frauenquote in Aufsichtsräten sinkt auf 20,4 Prozent
In den Aufsichtsräten ist der Frauenanteil von 20,9 Prozent auf 20,4 Prozent gesunken. Während der Frauenanteil in Aufsichtsräten bei 20,4 Prozent liegt, ist nur etwas mehr als jeder zehnte Aufsichtsratsvorsitz mit einer Frau besetzt (11,5 Prozent). Spitzenreiter bei der Frauenquote in Aufsichtsräten sind Brandenburg (25,1 Prozent) und Mecklenburg-Vorpommern (24,4 Prozent). Den geringsten Anteil meldet das Saarland mit 18,4 Prozent weiblichen Aufsichtsräten.
Wirtschaftlicher Vorteil durch Diversität
Männer führen ihre Unternehmen doppelt so häufig in die Insolvenz wie Frauen. Das zeigt die Auswertung von rund 22.000 Firmenpleiten aus dem Jahr 2024.
Unternehmen, die von Männern geführt werden, haben ein höheres Insolvenzrisiko als Unternehmen, die von Frauen geleitet werden. Dies zeigen sowohl die absoluten als auch die relativen Vergleichszahlen der durchgeführten Analyse. Bei dem aussagekräftigeren relativen Vergleich werden die insolventen Unternehmen inklusive der Anzahl der Entscheidungsträger auf die Gesamtzahl der Unternehmen in Deutschland bezogen. Dabei zeigt sich, dass in mehr als doppelt so vielen Fällen ein oder mehrere Männer an der Spitze eines insolventen Unternehmens stehen. So melden 87 von 10.000 Unternehmen (0,87 Prozent) mit einem oder mehreren männlichen Entscheidungsträgern Insolvenz an. Im Vergleich dazu melden nur 40 von 10.000 Unternehmen (0,41 Prozent) mit einer oder mehreren Frauen in der Geschäftsführung Insolvenz an. Auch gemischt geführte Unternehmen sind seltener von einer Insolvenz betroffen (46 von 10.000 Unternehmen, 0,46 Prozent).
Frauenquote als ESG-Faktor: Gleichstellung wird zum wirtschaftlichen Vorteil
Mit der Einführung der Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) stehen seit 2023 viele Unternehmen vor neuen Anforderungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung. Die Frauenquote ist dabei ein zentrales Thema, denn das "S" in ESG (Environmental, Social, Governance) steht für soziale Aspekte wie Gleichstellung und Diversität. Unternehmen mit einer höheren Frauenquote erfüllen ESG-Kriterien besser und profitieren langfristig von einer stärkeren Marktposition. Investoren, Banken und Geschäftspartner legen zunehmend Wert auf nachhaltige Unternehmensführung, zu der auch Geschlechtergleichstellung zählt.
Besonders für kapitalmarktorientierte Unternehmen ist eine angemessene Frauenquote daher nicht nur eine ethische, sondern auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit. "Die Frauenquote ist längst nicht mehr nur eine gesellschaftspolitische Frage, sondern ein entscheidender Faktor für nachhaltigen Unternehmenserfolg. Unternehmen, die hier frühzeitig handeln, verschaffen sich klare Wettbewerbsvorteile", sagt Dr. Schlein abschließend.
Für die Analyse hat CRIF circa 1,8 Millionen Führungspositionen in über einer Millionen Unternehmen ausgewertet (Stand 05. März 2025). Bei den Positionen handelt es sich um Geschäftsführer, Aufsichtsratsmitglieder und -vorsitzende, geschäftsführende Gesellschafter sowie um Vorstandsmitglieder und -vorsitzende. Bei den Positionen der Aufsichtsräte wurden circa 48.000 Führungspositionen analysiert.
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Oliver Ollrogge, CRIF GmbH, Bereich Marketing/PR
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