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Deutsche Umwelthilfe e.V.

Discounter Lidl und Baumärkte schlampen bei Umweltinformation über PU-Schaumdosen

Berlin/Radolfzell (ots)

Information über Rückgabe- und
Entsorgungsmöglichkeiten schadstoffhaltiger Polyurethan-Schaumdosen 
nach erstem Aufschwung zurückgegangen - Deutsche Umwelthilfe führt im
dritten Jahr Testbesuche in Baumärkten durch - Lidl verkauft 
Montageschaum-Dosen und missachtet dabei die gesetzliche 
Informationspflicht
Baumärkte in Deutschland unterrichten ihre Kunden heute wesentlich
schlechter als noch vor einem Jahr über die Rücknahme oder andere 
Entsorgungsmöglichkeiten aufgebrauchter schadstoffhaltiger 
Montageschaum-Dosen. Mittlerweile bietet sogar die Discounter-Kette 
Lidl im Rahmen einer Sonderaktion die Schaum-Dosen auf Basis von 
Polyurethan (PU) an und ignoriert dabei die Rücknahme- bzw. 
Informationspflichten, die in der Verpackungsverordnung geregelt 
sind. Das sind die Ergebnisse von Testkaufaktionen, die die Deutsche 
Umwelthilfe e. V. (DUH) jetzt im dritten Jahr in Folge durchführte. 
Im Süden Deutschlands wurden die Testkäufer der DUH in der Hälfte der
besuchten Märkte nicht - wie gesetzlich gefordert - über die 
Notwendigkeit der getrennten Sammlung von alten Montageschaum-Dosen 
auf Basis von Polyurethan (PU) informiert. Lediglich 15 der 30 
besuchten Märkte klärten ihre Kunden ausreichend über die 
sachgerechte Entsorgung der schadstoffhaltigen Dosen auf. Im Raum 
Berlin fanden sich zwar in den meisten Märkten entsprechende 
Hinweise, häufig jedoch nur in Gestalt unauffälliger "Fress-Zettel".
Lidl-Mitarbeiter verweigerten bei Testbesuchen sogar die 
gesetzlich vorgeschriebene Rücknahme der gebrauchten PU-Schaumdosen. 
Ebenso verweigern sie ihren Kunden die vorgeschriebenen 
Entsorgungs-Hinweise. Befragt, warum Lidl keine leeren PU-Schaumdosen
wie gesetzlich gefordert zurücknehme, antwortete eine 
Lidl-Verkäuferin: Eine Discount-Kette sei schließlich kein Baumarkt.
"Lidl wird sich daran gewöhnen müssen, dass die Gesetze zum Schutz
von Mensch und Umwelt auch für sie gelten", sagte 
DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. "Immer dreister verschaffen 
sich die Billig-Discounter Marktvorteile zu Lasten des Fachhandels, 
der für die Einhaltung der Umweltvorschriften Mitarbeiter schult und 
eine Rücknahmelogistik finanzieren muss. Gerade bei 
schadstoffhaltigen Produkten führt die offensichtliche völlige 
Ahnungslosigkeit der Verkaufsmitarbeiter zur Unterspülung des 
Umweltrechts." Die DUH hat den Gesetzesverstoß von Lidl zur Anzeige 
gebracht und das Unternehmen aufgefordert, bis zum Montag 16. Juli 10
Uhr der DUH schriftlich zu bestätigen, dass beim Verkauf von 
PU-Schaumdosen den Kunden die gesetzlich vorgeschriebenen 
Informationen zur Rückgabe schadstoffhaltiger Schaumdosen zur 
Verfügung gestellt werden. Andernfalls prüfe die DUH als 
klageberechtigter Verbraucherschutzverband rechtliche Schritte gegen 
das Unternehmen.
Als bedenklich wertet die Umwelt- und 
Verbraucherschutzorganisation die Tatsache, dass die Baumärkte ihre 
Kunden im vergangenen Jahr - allerdings nach einem entsprechenden 
Anschreiben der DUH - noch wesentlich besser und kompetenter 
informiert hatten als heute. Im Jahr 2006 hatte die 
Umweltorganisation vor den Testbesuchen insgesamt zweitausend 
Verkaufsstellen mit einem Mahnschreiben auf ihre diesbezüglichen, in 
der Verpackungsverordnung festgeschriebenen Pflichten hingewiesen. 
Konkret fragte die DUH die Verantwortlichen in den Baumärkten damals,
ob diese die Schaumdosen mit so genannten "schadstoffhaltigen 
Füllgütern" selbst zurücknehmen (laut Verpackungsverordnung 
freiwillig) oder ihre Kunden über andere Entsorgungsmöglichkeiten 
informieren (laut Verpackungsverordnung verpflichtend). Außerdem 
hatte die Umweltorganisation die Märkte daran erinnert, dass Verstöße
gegen die Verpflichtungen als Ordnungswidrigkeiten verfolgt und mit 
Geldbußen von bis zu 50.000 EUR geahndet werden können. Daraufhin 
hatten fast alle besuchten Märkte ihre Informationspflicht geradezu 
vorbildlich erfüllt.
Die aktuellen Ergebnisse legten die Vermutung nahe, dass die 
meisten Märkte sich nur unter Sanktionsdrohungen zu einer 
regelgerechten Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften zum Schutz von
Mensch und Umwelt entschlössen, kommentierte die Leiterin für 
Kreislaufwirtschaft der DUH, Eva Leonhardt: "Beschämend ist, dass die
Bereitschaft zur Verbraucherinformation eine Halbwertszeit von 
weniger als einem Jahr aufweist". Das Verhalten sei umso 
befremdlicher, als die allermeisten Märkte die Möglichkeit, alte 
Dosen direkt im Laden abzugeben, längst eröffnet hätten. Nur redeten 
sie nicht darüber. "Eine Informationstafel an einem Ladenregal 
aufzuhängen ¬überfordert nun wirklich niemanden", meinte Leonhardt.
Von den DUH-Mitarbeitern beispielhaft überprüft wurde die Beratung
von Kunden, die in Baumärkten Auskunft über die Entsorgung von Dosen 
mit dem in der Bauwirtschaft und beim Eigenheimbau verbreiteten 
Dämmstoff Polyurethan (PU) verlangen. Einige der Baumärkte habe die 
DUH bereits schriftlich auf unzureichende Informationstafeln 
hingewiesen. Die Ergebnisse der Testbesuche zeigten jedoch, dass 
viele  Hinweise ohne Reaktion bleiben. "Der Handel scheint zumeist 
nur auf Sanktionsdrohungen zu reagieren. Deshalb wird die DUH auf 
ihren Internet-Seiten eine Liste der mangelhaft kennzeichnenden Märke
veröffentlichen", kündigte Leonhardt an.
Das Verhalten der Baumärkte im Zusammenhang mit den PU-Schaumdosen
stehe beispielhaft für "eine generell unterentwickelte Bereitschaft 
der Geschäfte, Umweltinformationen für Verbraucher offensiv 
bereitzustellen". Um die Schwelle für die PU-Kennzeichnung 
abzusenken, stellt die DUH auf ihren Internet-Seiten Druckvorlagen 
für ein entsprechendes Informationsschild bereit 
(www.duh.de/pu-schaum.html)) Darüber hinaus würden auch Entsorger von
PU-Schaum ausführliche Informationsmaterialien bereitstellen, die 
kostenlos bezogen werden könnten.

Pressekontakt:

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin,Tel.: 030 258986-0, Fax: 030 258986-19,
Mobil 0171 3649170, E-Mail: resch@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4,
10178 Berlin; Tel.: 030 258986-0, Fax.: 030 258986-19,
Mobil: 0171 5660577, E-Mail: rosenkranz@duh.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

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