Alle Storys
Folgen
Keine Story von Deutsche Umwelthilfe e.V. mehr verpassen.

Deutsche Umwelthilfe e.V.

Einzigartige Chance im Klimaschutz nicht verspielen

Ein Dokument

Berlin (ots)

Deutsche Umwelthilfe warnt Bundesregierung im Klimastreit mit der 
EU-Kommission, dem "blinden Strukturkonservatismus" großer Teile von 
Industrie und Gewerkschaften zu folgen - Kanzlerin soll peinliche 
Auseinandersetzung mit Brüssel um Emissionshandel beenden - Globale 
Sorgen um den Klimawandel als Chance erkennen und für reale 
Fortschritte nutzen - DUH fordert nach Fahrzeuggröße gestaffelte 
CO2-Grenzwerte
Bundeskanzlerin Angela Merkel darf die deutsche Vorreiterrolle im 
Klimaschutz nicht kurzsichtigen Lobbyinteressen mächtiger 
Industrieverbände opfern. Das würde nicht nur Deutschlands Ruf als 
ehrlicher Makler im globalen Klimaschutzprozess dauerhaft ruinieren, 
sondern mittelfristig auch den Erfolg der exportorientierten 
heimischen Wirtschaft selbst in Frage stellen. Darauf haben Rainer 
Baake und Jürgen Resch, die beiden Bundesgeschäftsführer der 
Deutschen Umwelthilfe e. V. (DUH), nach dem Trommelfeuer der letzten 
Tage von Autoindustrie und Wirtschaftsverbänden gegen die geplante 
Klimaschutzstrategie der EU-Kommission hingewiesen. Merkel bleibe 
angesichts der realen Entwicklung im Treibhaus Erde gar keine andere 
Wahl als die heimischen Partikularinteressen in die Schranken zu 
weisen. Andernfalls sei ihr Anspruch, den deutschen Doppelvorsitz in 
der Europäischen Union und der G8-Runde für reale Fortschritte im 
europäischen und globalen Klimaschutz zu nutzen, schon vor dem ersten
Anlauf gescheitert.
"Noch nie gab es in Deutschland, in Europa und selbst in den USA 
so viel Unterstützung für reale Weichenstellungen hin zu einer 
wirklichen Klimawende wie jetzt unter dem Eindruck weltweiter 
Wetterkapriolen. Das Fenster der Gelegenheit steht weit offen. Wer 
die EU und die G8 anführt und diese Chance nicht ergreift, wird nach 
Ablauf des deutschen Doppelvorsitzes erst recht kleinmütig 
herumtaktieren und sich in jahrelangen Kleinkriegen um ein paar 
Millionen Tonnen Kohlendioxid verlieren", sagte Rainer Baake. Der 
Bundesregierung warf der DUH-Geschäftsführer angesichts des seit 
Monaten andauernden Geschacheres um den Zuteilungsplan beim 
CO2-Emissionshandel Handlungsunfähigkeit vor: "Die praktische Politik
folgt einfach nicht dem Erkenntniszuwachs über den Klimaeffekt, der 
sich in dieser Woche dramatisch wie nie zuvor im neuen Bericht der 
Klimawissenschaftler des Intergovernmental Panel on Climate Change 
(IPCC) niederschlagen wird". Scharf kritisierte Baake auch den 
"blinden Strukturkonservatismus" großer Teile der deutschen 
Industrie, die überall Risiken wittern wolle und kein Gefühl für die 
Chancen entwickle, die sich für ein Hochtechnologieland wie 
Deutschland aus der anstehenden Epochenwende im globalen 
Energiesystem ergäben.
Baake erinnerte daran, dass BDI-Chef Jürgen Thumann kürzlich 
wörtlich erklärt habe, er unterstütze "den Klimaschutz ohne Wenn und 
Aber". Doch gleichzeitig plädiere Thumann dafür, den Brüsseler 
Klimaplänen "entschiedenen Widerstand entgegenzusetzen", er lehne 
vehement den Vorschlag der Kommission ab, den rasant wachsenden 
Flugverkehr europaweit in den Emissionshandel einzubeziehen und halte
es schließlich für einen Anschlag auf den Standort Deutschland, wenn 
die EU-Kommission den deutschen Autoherstellern zwingend vorschreiben
wolle, was die in Form einer Selbstverpflichtung selbst angeboten 
hätten. "So viel Heuchelei war in der Klimadebatte noch nie", sagte 
Baake. Große Teile der Industrie argumentierten nach "dem schlichten 
Muster: Klimaschutz? Selbstverständlich! - aber nicht jetzt, nicht 
hier und nicht bei uns."
In diesen Wochen werde sich entscheiden, ob die deutsche 
Automobilindustrie "weiter ihrem vorgestrigen Wahn vom schneller, 
größer, schwerer folgt oder die Kreativität ihrer Ingenieure darauf 
orientiert, endlich die Autos zu bauen, die die Welt wirklich 
braucht", sagte DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. Den am 
Wochenende bekannt gewordenen Brief von DaimlerChrysler, Volkswagen, 
BMW, Opel und Ford an die EU-Kommission nannte Resch einen 
"Offenbarungseid, der das Ansehen deutscher Autobauer auf Jahre 
hinaus schädigen wird". Das Schreiben stehe in nahtloser historischer
Kontinuität zu den Auseinandersetzungen bei der Einführung des 
bleifreien Benzins, des Katalysators oder des Rußfilters. Jedes Mal 
in den vergangenen 25 Jahren, wenn es um die Einführung neuer 
Umwelttechnologien ging, habe "die deutsche Autoindustrie den 
Untergang des Abendlandes beschworen und als Schreckgespenst 
Arbeitsplatzverluste an die Wand gemalt. Die Mehrkosten für den 
ökologischen und technologischen Fortschritt wurden bis zu einem 
Faktor zehn höher angesetzt, als sie dann tatsächlich eintraten. So 
wird es sich auch bei den jetzt genannten Mehrkosten von 2.500 Euro 
pro Pkw herausstellen", sagte Resch.
Aktuell fordere die EU-Kommission eine schlichte 
Selbstverständlichkeit von den Autobauern, nämlich, dass sie die 
eingegangene CO2-Reduktionsverpflichtung verbindlich einhalten, auf 
die sich EU-Kommission und Autohersteller bereits 1998 gemeinsam 
verständigt haben. "Noch vor wenigen Monaten tönte der Verband der 
deutschen Automobilindustrie, man werde die Selbstverpflichtung beim 
Klimaschutz einhalten. Jetzt will die EU-Kommission die Zusage 
absichern und BMW & Co verlieren die Nerven. Auf Jahre hinaus sind 
diese Brüder keine seriösen Verhandlungspartner mehr", so Resch. 
Besonders peinlich wirke in diesem Zusammenhang die "Geisterfahrt auf
dem Beifahrersitz" von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) 
und EU-Industriekommissar Günter Verheugen (SPD).
Resch griff insbesondere die Behauptung der Autohersteller an, mit
der EU-Forderung eines CO2-Grenzwerts von 120 g CO2/km werde der 
Absatz von Ober- und Mittelklassewagen dramatisch zurückgehen: "Das 
ist schlichte Volksverdummung, kein Mensch und kein 
EU-Umweltkommissar wünscht sich, dass nur noch eine aufgehübschte 
Version des Trabis auf Europas Straßen unterwegs ist". Ein 
Flottengrenzwert von 120 g CO2/km bedeute, dass Kleinwagen deutlich 
weniger, Ober- oder Luxusklasse eben auch mehr CO2 ausstoßen dürften 
als den Durchschnittswert. Die DUH plädiere für eine Reihe 
individueller Grenzwerte für unterschiedliche Fahrzeuggrößen, deren 
entsprechend gewichtete Summe schließlich die geforderten 120 g/km 
ergeben müssten. Durch derartige größenabhängige Regeln seien 
beispielsweise in Japan effiziente Pkw auf den Markt gekommen. Der 
Grenzwert für Kleinwagen müsste nach diesem Konzept zukünftig bei 80 
- 85 g CO2/km liegen, für Mittelklassefahrzeuge bei etwa 110 CO2/km 
und bei großen Limousinen und SUVs würde sich eine Grenze von 160 - 
170 CO2/km ergeben. Über die Einführung von 
Spritverbrauchsgrenzwerten hinaus seien steuerliche Maßnahmen wie die
Teilumstellung der Kfz-Steuer auch auf CO2-Bezug sowie die 
Abschaffung absurder Subventionen für Klima schädigende Dienstwagen 
notwendig.
Resch warnte vor einer Vermischung von fahrzeugseitigen 
Grenzwerten mit angeblichen CO2-Gutschriften aus Biokraftstoffen: "Es
macht keinen Sinn, ausgerechnet die teuren Biokraftstoffe ineffizient
zu verbrennen".
Beide DUH-Bundesgeschäftsführer appellierten angesichts der realen
Bedrohung durch den Klimaeffekt an die Kanzlerin, den kleinlichen 
Streit mit der EU über den Zuteilungsplan und die Autogrenzwerte 
rasch zu beenden. Das weitaus schlechteste Signal an die Welt wäre: 
"Der Klimaaufbruch scheitert schon am Widerstand derer, die ihn 
lautstark fordern."

Pressekontakt:

Für Rückfragen:
Rainer Baake, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Tel.: Mobil: 0151 55 01 69 43, E-Mail: baake@duh.de

Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Tel.: Mobil: 0171 3649170, Fax: 030 258986-19,
E-Mail: resch@duh.de

Dr. Gerd Rosenkranz, Leiter Politik, Hackescher Markt 4, 10178
Berlin; Tel.: 030 258986-0, Fax: 030 258986-19, Mobil: 0171 5660577,
E-Mail: rosenkranz@duh.de

Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Deutsche Umwelthilfe e.V.
Weitere Storys: Deutsche Umwelthilfe e.V.
  • 29.01.2007 – 08:50

    Einzigartige Chance im Klimaschutz nicht verspielen

    Berlin (ots) - Einladung zur Pressekonferenz Sehr geehrte Damen und Herren, beim Weltwirtschaftsforum in Davos setzen Spitzenmanager das Thema Klimaschutz gegen die Planungen der Veranstalter auf Platz eins der Tagesordnung. Die EU-Kommission verlangt in ihrer neuen Energiestrategie ein Ende der Verschwendung und die beschleunigte Hinwendung zu erneuerbaren Energien. Die größten US-Unternehmen fordern ...

  • 27.01.2007 – 10:00

    Geld sparen mit Ökostrom

    Berlin (ots) - Strom aus Sonne, Wind und Wasser ist nicht nur umweltfreundlich, sondern inzwischen für viele Haushalte auch preisgünstiger als konventioneller Strom aus Kohle und Atomkraft - Verbraucherschützer machen auf Tariferhöhungen bei konventionellem Strom zum Jahreswechsel und große Preisunterschiede zwischen regionalen Energieversorgern aufmerksam. Berlin, 27. Januar 2007: Viele deutsche Stromversorger haben die Mehrwertsteuererhöhung zum ...