Schluss mit der Tütenflut im Supermarkt: Deutsche Umwelthilfe fordert Abgabe von mindestens 22 Cent auf alle Einwegtüten für Obst und Gemüse
Berlin (ots)
Verbrauch dünner Plastiktüten auf 3,2 Milliarden Stück pro Jahr gestiegen - Deutschland muss Vorreiterrolle bei der Vermeidung von Einwegtüten für Obst und Gemüse übernehmen - Keine Ausnahmen für Obst- und Gemüsetüten aus Bioplastik und Papier - Verbrauchern stehen praktische Mehrwegnetze als Alternative zur Verfügung
In Deutschland werden für Obst, Gemüse und andere Bedienware noch immer massenhaft kostenlose Einwegplastiktüten herausgegeben. Deren Verbrauch ist im Jahr 2017 auf 3,2 Milliarden Stück angestiegen, was einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 39 Stück entspricht. Um die Müllflut an den Gemüseregalen und Frischetheken zu stoppen, fordert die Deutsche Umwelthilfe (DUH) die Einführung einer Abgabe von mindestens 22 Cent auf kleinformatige Tüten für Bedienware. Ausnahmen für Einwegtüten aus Bioplastik oder Papier sollte es nicht geben, da Einweg-Plastiktüten dann lediglich durch solche aus anderem Material ausgetauscht werden würden.
Nach Einschätzung der Umwelt- und Verbraucherschutzorganisation würde eine Abgabe das Aufkommen ressourcenverschwendender Einwegtüten radikal reduzieren und den Handel schnell dazu bewegen, Kunden attraktive Mehrwegnetze als Alternativen anzubieten. Gleichzeitig sollte es eine Aufklärungs- und Abfallvermeidungskampagne geben, die durch die Abgabe finanziert werden kann.
"Einwegtüten stehen wie kaum ein anderes Produkt für sinnlose Ressourcenverschwendung und Umweltverschmutzung. Der Grund, warum noch immer massenhaft zu den Einwegtütchen für Obst und Gemüse gegriffen wird, ist deren kostenlose Herausgabe. Was nichts kostet, wird auch genutzt. Deshalb fordern wir die Einführung einer Abgabe auf Einwegtüten für Obst und Gemüse, damit deren massenhafter Verbrauch gestoppt und die Umwelt geschützt wird", sagt die Stellvertretende DUH-Bundesgeschäftsführerin Barbara Metz. Erfahrungswerte aus Irland zeigen, wie effektiv eine Abgabe wirkt. Dort führte eine Plastiktütenabgabe von 22 Cent zu einer Reduktion des Verbrauchs von 328 auf nur noch 14 Stück pro Kopf und Jahr. Was bei normalen Plastiktüten klappt, funktioniert auch bei besonders kleinen Tüten: Denn die Bereitschaft der Verbraucher, dafür etwas zu bezahlen, ist als noch geringer einzuschätzen.
Bereits jetzt gibt es praktische wiederverwendbare Netze für Obst, Gemüse und Backwaren. Solche Mehrwegnetze gibt es aus Biobaumwolle oder auch aus Kunststoff. Sie sind extrem robust, können hundertfach wiedereingesetzt werden und sparen bei jeder Wiederverwendung die ressourcenintensive Neuherstellung einer Einwegtüte ein. Einige Supermärkte haben das Gewicht von Mehrwegnetzen inzwischen in das Kassensystem integriert und ziehen es beim Wiegen automatisch ab. Dadurch muss das Obst und Gemüse nicht umständlich ausgepackt werden.
Einwegtütchen aus Bioplastik und Papier sind nach Einschätzung der DUH keine umweltfreundlichen Alternativen. "Im Gegensatz zu Plastiktütchen sind solche aus Papier zwar biologisch abbaubar, dafür verbrauchen sie in der Herstellung viel Wasser, Energie und Chemikalien. Papiertüten müssen zudem dickwandiger und schwerer sein, um eine ähnliche Reißfestigkeit wie Plastiktüten zu haben. Aber auch Bioplastiktüten, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt oder als biologisch abbaubar beworben werden, sind eine Mogelpackung. Der ökologische Rucksack aus dem Anbau von Nutzpflanzen ist groß und der Abbau unter normalen Bedingungen in der Natur problematisch. Verbraucher sollten von Einwegtüten die Finger lassen, weil sie Ressourcen verschwenden und das Klima belasten", sagt der DUH-Bereichsleiter für Kreislaufwirtschaft Thomas Fischer.
Links:
Informationen zum Problem Plastiktüten https://www.duh.de/themen/recycling/plastik/plastiktueten/
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