Alarmierende Abgaswerte bei Wohnmobilen: Deutsche Umwelthilfe misst erneut erschreckend hohe Schadstoffemissionen
Berlin (ots)
- Modelle der Hersteller FiatChrylser (Fiat Ducato 130 Multijet Euro 6) und Volkswagen (VW T5 2.0 TDI California Euro 5) zeigen Überschreitungen der Grenzwerte für das gesundheitsschädliche Dieselabgas Stickoxid um das bis zu 19-fache
- Seit Jahren bekannte hohe Schadstoffwerte der Antriebshersteller von Wohnmobilen trotz seit Jahren vorliegender Hinweise der DUH werden von Kraftfahrtbundesamt und Bundesverkehrsministerium bislang ignoriert
- DUH fordert von Verkehrsminister Scheuer, endlich einen amtlichen Rückruf des VW Modells und rechtlich mögliche hohe Strafzahlungen gegen FiatChrysler zu verfügen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) hat bei Abgasmessungen ihres Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) massive Grenzwertüberschreitungen bei Wohnmobilen der Hersteller FiatChrysler und Volkswagen festgestellt. Dabei überschritten die Wohnmobile den Grenzwert für das gesundheitsschädliche Dieselabgas Stickoxid (NOx) um das bis zu 19-fache. Die DUH fordert Bundesverkehrsminister Scheuer auf, endlich einen amtlichen Rückruf des VW-Modells sowie Strafzahlungen gegen den Hersteller FiatChrysler zu veranlassen.
"Nach wie vor verschließen die Zulassungsbehörden ebenso wie Verkehrsminister Scheuer die Augen vor dem offensichtlichen Betrug an Fahrzeughaltern und der Umwelt. Diese ansonsten hochwertigen und langlebigen Fahrzeuge haben für die Halter gerade in Pandemiezeiten einen besonders hohen Wert. Minister Scheuer lässt sie im Dieselabgas stehen und ist dafür verantwortlich, dass gerade die an einer intakten Natur interessierten Wohnmobilnutzer unverschuldet mit den schmutzigsten Abgas-Schleudern fahren und so die Atemluft und Natur gerade auch in den Urlaubsregionen verpesten", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Die Abgasmessungen des EKI der DUH haben das reale Emissionsverhalten eines VW T5 2.0 TDI California mit der Abgasnorm 5 untersucht. Für das Fahrzeug gilt ein NOx-Grenzwert von 280 mg/km. Die Messungen, durchgeführt bei Außentemperaturen zwischen +6 und +11 Grad Celsius, zeigen jedoch Emissionen von durchschnittlich 1.343 mg/km und damit eine Überschreitung um den Faktor 4,8.
Auch hat das EKI einen Fiat Ducato 130 Multijet Euro 6 untersucht. Der Stickoxidgrenzwert der Abgasnorm Euro 6 für dieses Fahrzeug, das vor weniger als zwei Jahren erstmals zugelassen wurde, liegt bei 125 mg/km. Im Durchschnitt der Messungen liegt der NOx-Ausstoß bei 1.520 mg/km. Damit überschreitet das Fahrzeug den Grenzwert durchschnittlich um den Faktor 12,2. Insbesondere nach einem Kaltstart sowie bei geringen Außentemperaturen zwischen +1 und +2 Grad Celsius stiegen die NOx-Emissionen mit 2.377 mg/km bis auf das 19-fache des Grenzwerts an, was auf eine temperaturgesteuerte Abschalteinrichtung hinweist.
"Für Euro 6 Fahrzeuge mit Dieselmotor in dieser Gewichtsklasse verwenden alle anderen Hersteller SCR Katalysatoren. Fiat hat sich diese Abgasreinigungsanlage 'gespart'. Die extrem hohen Emissionen zeigen, dass die Abgasreinigung bei diesem Fahrzeug offenbar überhaupt nicht funktioniert, selbst wenn die Außentemperaturen etwas ansteigen", erläutert der internationale Verkehrsberater Axel Friedrich.
Bereits im Dezember 2020 hatte die DUH Messungen an Wohnmobilen des Herstellers Fiat veröffentlicht. Auch diese mit der Abgasnorm Euro 5 zugelassenen Fahrzeuge hatten hohe Grenzwertüberschreitungen aufgezeigt: Dabei zeigte das Dethleffs Wohnmobil im Durchschnitt aller durchgeführten Messungen NOx-Emissionen von 2.779 mg/km auf und überschritt den NOx-Grenzwert damit um den Faktor 9,9 das Pilote Wohnmobil lag mit durchschnittlich 1.926 mg/km um den Faktor 6,9 über dem Grenzwert. Die über die Ergebnisse informierten Behörden haben bislang keine erkennbaren Schritte in die Wege geleitet. Dabei sind laut einer internen Bewertung des Bundesverkehrsministeriums Strafmaßnahmen gegen FiatChrysler möglich.
Hintergrund:
Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt gegen Fiat im Zusammenhang mit möglichen Abgasmanipulationen. In den USA hat FiatChrysler kürzlich bekannt gegeben, dass gegen eine Zahlung von 259 Millionen Dollar die Einstellung eines Verfahrens wegen Anschuldigungen wegen Betrug bei Diesel-Emissionstests erreicht wurde. FiatChrysler hat in den USA bisher 800 Millionen Dollar in Zivilprozessen an US-Bundesbehörden und Fahrzeugeigentümer gezahlt. In Deutschland sind hingegen die Behörden bisher nicht gegen FiatChrysler vorgegangen - weder wurden Fahrzeuge stillgelegt noch der Hersteller zum Austausch der Betrugs-Abgasanlagen verpflichtet. Abgasmessungen von Wohnmobilen von anderen Organisationen liegen bislang kaum vor.
Besonders hohe NOx-Emissionen hat die DUH im Rahmen von Abgasmessungen ihres EKI bereits seit Anfang 2016 an mehreren FiatChrysler Pkw festgestellt. Bei FiatChrysler Fahrzeugen wurden besonders simpel wirkende Abschalteinrichtungen gefunden, die die Wirksamkeit der Abgasreinigung unter anderem per Zeitschaltuhr verringern.
Links:
Die einzelnen Messberichte des EKI finden Sie unter: http://l.duh.de/p210421c
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer
0171 3649170, resch@duh.de
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsberater
0157 7152163, axel.friedrich.berlin@gmail.com
DUH-Pressestelle:
Matthias Walter, Marlen Bachmann, Thomas Grafe
030 2400867-20, presse@duh.de
www.duh.de, www.twitter.com/umwelthilfe, www.facebook.com/umwelthilfe, www.instagram.com/umwelthilfe, www.linkedin.com/company/umwelthilfe
Original-Content von: Deutsche Umwelthilfe e.V., übermittelt durch news aktuell