Deutsche Umwelthilfe überführt BMW der Verwendung von Abschalteinrichtungen: Höchste bisher von Emissions-Kontroll-Institut gemessene Stickoxidemissionen bei BMW-Diesel-Pkw
Berlin (ots)
- DUH weist bei BMW Abschalteinrichtungen in der Motorsteuerungssoftware sowie hohe Emissionen bei Labor- und Straßenmessungen nach: Damit ist die Aussage von früherem BMW-Vorstand widerlegt, dass BMW saubere und die besten Diesel der Welt habe und es keinerlei Abschalteinrichtungen bei BMW gebe
- Emissions-Kontroll-Institut der DUH misst die höchsten festgestellten Stickoxidemissionen bei Dieselfahrzeugen: BMW 525d mit bis zu 32-facher und BMW 318d mit bis zu 49-facher Überschreitung des Stickoxid-Grenzwerts
- Software-Analyse der Motorsteuerung zeigt mehrere Abschalteinrichtungen bei BMW-Modell, nur unter laborähnlichen Fahrbedingungen werden diese nicht aktiviert
- DUH fordert vom Kraftfahrt-Bundesamt Veröffentlichung aller vorliegenden Abgasmessungen sowie Software-Analysen zu Abschalteinrichtungen bei BMW und sofortige Stilllegung oder Anordnung amtlicher Hardware-Nachrüstungen
Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) weist alarmierende Stickoxid (NOx)-Emissionen an mehreren BMW Diesel-Pkw der Abgasstufen Euro 5 und 6 in Labor- und Straßenabgasmessungen nach. Zudem dokumentiert die DUH in der Motorsteuerungssoftware Programmzeilen, die genau bestimmen, bei welchen Betriebsbedingungen eine ordnungsgemäße Abgasreinigung deaktiviert wird. Die gemessenen NOx-Emissionen sind die bislang höchsten, die die DUH innerhalb ihres Emissions-Kontroll-Instituts (EKI) festgestellt hat. Damit widerlegt die DUH den früheren BMW-Vorstandsvorsitzender Harald Krüger, der am 27. September 2017 auf der IAA erklärt hatte: "Wir haben an den Fahrzeugen nicht manipuliert. Wir haben Diesel, die sind sauber. Und die sind die besten dieser Welt. Es gibt kein Defeat Device bei der BMW Group."
"Es ist erschütternd, dass wir selbst mehr als sieben Jahre nach Bekanntwerden des Dieselskandals die höchsten bislang von uns gemessenen Stickoxidemissionen bei Dieselfahrzeugen im realen Fahrbetrieb feststellen und in der Motorsteuerungssoftware Abschalteinrichtungen finden. Die extrem hohen Emissionen an Stickoxiden bei den untersuchten BMW-Modellen lassen sich nicht mit veränderten Fahrprofilen auf der Straße im Gegensatz zum Labor erklären. In den letzten Jahren hat die BMW AG immer wieder Rekordgewinne eingefahren, 2022 alleine 18,5 Milliarden Euro. Trotz dieser immens hohen Gewinne ist BMW nicht bereit, die vielen hunderttausend noch auf europäischen Straßen die Luft verpestenden Betrugs-Diesel stillzulegen beziehungsweise so nachzurüsten, dass sie auch bei winterlichen Temperaturen oder höherer Last eine funktionierende Abgasreinigung aufweisen. Sollte das Kraftfahrt-Bundesamt weiterhin untätig bleiben, werden wir mit der bereits 2021 dort eingereichten Klage die Stilllegung oder Nachrüstung dieser besonders schmutzigen Diesel-Pkw durchsetzen", sagt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.
Schon bei Messungen der Schweizer Abgasprüfstelle (AFHB) im Auftrag der DUH Ende 2015 an einem BMW 320d EU 5 wurden auffällig hohe NOx-Emissionen ermittelt, wenn minimal von den Prüfbedingungen des Zulassungsverfahrens abgewichen wurde. Auch folgende Abgasmessungen des EKI an verschiedenen BMW-Fahrzeugen zeigten auffällig hohe Emissionswerte, die nur durch den Einsatz von Abschalteinrichtungen zu erklären sind, wie zum Beispiel bei einem BMW 750d. Da dies von der BMW AG immer wieder bestritten wurde, hat das EKI in diesem Jahr weitere Messungen an drei BMW-Modellen durchgeführt. Unterschiedliche Randbedingungen, die im realen Straßenbetrieb alltäglich sind, lassen die giftigen NOx-Emissionen bei allen untersuchten Modellen extrem ansteigen.
Auf Streckenabschnitten mit etwas mehr Lastanforderung durch Steigung schneiden die untersuchten BMW-Modelle trotz defensiver Fahrweise besonders schlecht ab: Ein BMW 525d EU 5 stieß 5.847 mg NOx/km aus, was dem 32-fachen des für dieses Fahrzeug geltenden Euro 5 Grenzwerts entspricht, direkt gefolgt von einem BMW 318d, der auf dem Papier die Euronorm 6 erfüllt. Auf der Straße emittierte das Fahrzeug bis 3.934 mg NOx/km, das 49-fache des Euro 6 Grenzwerts.
Bei der Software-Analyse der Motorsteuerung eines BMW X3 wurde außerdem eine temperaturabhängige Abschalteinrichtung der Abgasrückführungsrate (AGR) gefunden. Zudem nehmen Parameter wie Geschwindigkeit, Kraftstoffeinspritzmenge und das Ein- und Ausschalten der Klimaanlage Einfluss auf die AGR. Die Einspritzmenge steht wiederum in Korrelation mit dem anliegenden Drehmoment, sodass mit steigender Last die AGR reduziert wird. Emissionsmessungen der DUH bei einer Außentemperatur von 1 Grad Celsius verdeutlichen die Auswirkungen: Im normalen Straßenbetrieb liegen die NOx-Werte des BMW X3 durchschnittlich bei 2.395 mg/km. Der für dieses Fahrzeug geltende Euro 5 Grenzwert liegt bei 180 mg NOx/km.
"Die Software-Analyse belegt, dass unterhalb von 18 Grad Celsius und oberhalb von 40 Grad Celsius die Abgasrückführung reduziert wird. Bei den von uns in diesem Jahr gemessenen BMW-Fahrzeugen konnten wir ebenfalls feststellen, dass die Abgasrückführung in Abhängigkeit von der Geschwindigkeit und des Drehmoments verändert wird. Bei konstanter Geschwindigkeit auf der Autobahn stieß der BMW 525d Euro 5 bei Tempo 143 km/h durchschnittlich 2.510 mg der giftigen Stickoxide pro km aus und die Abgasrückführungsrate verblieb konstant auf null. Solche Fahrzeuge haben auf der Straße nichts zu suchen", sagt Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte und Leiter des EKI.
Die DUH hatte bereits 2015 das Bundesverkehrsministerium und das ihm nachgeordnete Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erstmals und in den Folgejahren immer wieder auf Basis der EKI-Messungen aufgefordert, BMW-Modelle zu überprüfen und im Fall unzureichender Abgasreinigung tätig zu werden. Bisher wurden keine geeigneten Maßnahmen getroffen, obwohl das KBA im Februar 2021 selbst der DUH gegenüber die Existenz von Abschalteinrichtungen eingeräumt hatte. Nach mehrmaligen Aufforderungen zur Anordnung der Stilllegung oder Hardware-Nachrüstung der betroffenen BMW-Fahrzeuge reichte die DUH am 7. Juli 2021 vor dem Verwaltungsgericht Schleswig Klage gegen die Bundesrepublik Deutschland, vertreten durch das KBA, ein.
Link:
Zu den Messberichten und der Software-Analyse: https://l.duh.de/p230613
Pressekontakt:
Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer DUH
0171 3649170, resch@duh.de
Dr. Axel Friedrich, Internationaler Verkehrsexperte und wissenschaftlicher Leiter des EKI
0157 71592163, axel.friedrich.berlin@gmail.com
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