Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Reisethrombosen nach langen Flügen, Bus - oder Autoreisen
Die
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe warnt: Auch Herzinfarkte und
Schlaganfälle können die Folge sein
Gütersloh (ots)
Michael P. ist 47 Jahre alt - ein erfolgreicher Geschäftsmann und Politiker, viele Termine, ständig unterwegs, wenig Zeit für sich, Freunde, Familie. Bisher war er immer gesund, bis auf etwas Übergewicht und erste Krampfadern im rechten Bein - wohl eine angeborene Neigung seitens seiner Mutter, die im höheren Alter auch eine Lungenembolie erlitten hat.
Gestern hatte er noch einen anstrengenden Tag: Viele Gesprächstermine, eine lange Sitzung im Stadtrat - es war heiß, getrunken hat er wenig. Am Nachmittag holte er dann die Familie ab - nach Wochen ist endlich eine Ferienwoche im Allgäu geplant. Leider waren die Autobahnen auch an diesem Freitag voll, statt den üblichen drei brauchten sie sechs Stunden bis Kempten. Zeit für Pausen war nicht drin, immerhin wollten sie möglichst am Begrüßungsabend des Hotels teilnehmen.
Am nächsten Morgen steht Michael P. früh auf. Die rechte Wade drückt etwas - wahrscheinlich Folge der langen Autofahrt, denkt er. Sportlich will er den Urlaub beginnen und zieht die Jogging Schuhe an. Vor dem Hotel atmet er tief durch und beginnt direkt eine Steigung heraufzulaufen - er ist nicht trainiert, es strengt ihn an.
Plötzlich wird die rechte Körperseite schwer, er verspürt Schwindel und ein Kribbeln im rechten Arm. Nur mühsam gelangt er an die Hotelrezeption. Das Sprechen fällt ihm schwer. Glücklicherweise reagiert das Hotelpersonal schnell. Sie rufen den Notarzt, der veranlasst sofort die Krankenhauseinweisung. Die Diagnose im Verlauf der Behandlung lautet bald:
Hirninfarkt durch symptomatische tiefe Beinvenenthrombose bei Herzseptumdefekt.
Diese Diagnose und der Enstehungsmechanismus wird hier im folgenden erklärt:
Die tiefe Venenthrombose und der Schlaganfall gehören neben dem Herzinfarkt zu den häufigsten kardiovaskulären Erkrankungen. Nur selten treffen sie wie in dem geschilderten Fallbeispiel zusammen, denn normalerweise erfüllt die Lunge eine Filterfunktion, welche den großen Kreislauf einschließlich des Gehirns vor embolischen Ereignissen, z.B. aus den Extremitätenvenen schützt. Daher führen Beinvenenthrombosen meist zu Lungenembolien und nicht zum Schlaganfall. Nur wenn zwischen den Herzkammern Wanddefekte bestehen, die häufig auch angeboren und in der Regel harmlos für den Menschen sind (sog. persistierendes Foramen ovale) kann die Embolie aus der Venenthrombose unter Umgehung der Lunge durch die Herzwand in den großen Blutkreislauf und hier in das Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen (paradoxe Embolie).
Wie in dem geschilderten Fall treten Venenthrombosen zunehmend auch bei jüngeren Menschen auf.
Ein erhöhtes Thromboserisiko findet man bei: * früheren Thrombosen * Krampfadern * Herzinsuffizienz * Übergewicht * vererbten Gerinnungsstörungen, positiver Familienanamnese
Auslöser für Thrombosen können sein: * Operationen * Verletzungen * Geburt * Immobilisierung, langes Sitzen
Einige der genannten Faktoren findet der aufmerksame Leser auch bei unserem Fall.
Wie kann ich mich bei nachgewiesenen Risiken vor eine Thrombose effektiv schützen?
Grundregeln lauten hier: Bei langem Sitzen (Autofahrten, Langzeitflüge) sollte man Pausen zur körperlichen Betätigung bzw. Bewegung einplanen. Vermeiden Sie Flüssigkeitsmangel, bei Krampfadern oder anderen Risiken sprechen Sie vor langen Reisen mit ihrem Arzt!
Herzwanddefekte können mit Ultraschalltechniken weitgehend sicher und einfach nachgewiesen werden.
Diesbezügliche Behandlungsformen nach einem Schlaganfall müssen individuell entschieden werden und bestehen in medikamentösen Strategien sowie operativen oder kathetertechnischen Verschlusstechniken. Neurologe und Kardiologe entscheiden hier gemeinsam über das Vorgehen.
Zusammenfassung:
Beinvenenthrombosen und Schlaganfälle kommen zusammen glücklicherweise nur selten vor, wenn ja, dann aufgrund einer sogenannten paradoxen Embolie über einen meist angeborenen Herzwanddefekt. Akuttherapien oder prophylaktische Maßnahmen müssen individuell und nach kritischer Abwägung erfolgen.
Weitere Informationen erteilt unser Autor: Prof. Dr. med. Bernd Griewing Neurologische Klinik Rhön Klinikum Bad Neustadt/Saale Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe Service -und Beratungszentrum 0 180 5 / 093 093 (0,12EUR/Min.)
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