Internet erleichtert Selbstmanipulation
München (ots)
12. Dezember 2008 - Das World Wide Web war einst Symbol für mehr Demokratie. Jetzt stellt sich heraus: Die Risiken sind größer, als die Gesellschaft wahrhaben wollte. Das berichtet das Wissensmagazin P.M. (Ausgabe 01/2009 ab heute im Handel). Der Internet-Experte Jaron Lanier warnt vor einem "digitalen Maoismus" - vor einem Kollektiv von Amateuren, das mit gefährlichem Halbwissen die öffentliche Meinung beeinflusst.
Oder der User manipuliert sich selbst: Denn im Internet ist es besonders leicht, sich in eine eigene Welt einzuigeln. Über personalisierte Nachrichtenportale oder so genannte RSS-Feeds kann jeder maßgeschneiderte Neuigkeiten erhalten - es entsteht ein individueller Filter auf die Realität. Der Rechtswissenschaftler Cass R. Sunstein von der Harvard Law School fürchtet, dass derartige "Informations-Kokons" die Demokratie untergraben.
Ähnlich argumentiert die Erziehungswissenschaftlerin Nadia Kutscher: "Das Internet demokratisiert unser Kommunikationsverhalten nicht - das ist nur eine sehr technische, naive Sicht", erklärt sie. Die Interessen und Fähigkeiten in der Nutzung des Web seien je nach sozialem Hintergrund unterschiedlich. Das führe dazu, dass sich in den Foren und Communities Menschen mit ähnlichen Interessen und Ressourcen träfen.
In der Informationsflut fällt es immer schwerer, das Wichtige vom Unwichtigen, das Wahre vom Falschen zu trennen. Blitzartig lassen sich Gerüchte, Hassbotschaften und Lügen verbreiten. Gegner von Barack Obama etwa produzierten massenhaft Web-Videos, in denen sie den Kandidaten mal mit Osama Bin Laden in Verbindung brachten oder ihm sogar die US-Staatsbürgerschaft absprachen. Kritiker befürchten einen gefährlichen Herdentrieb im Internet sowie Hysterien und "digitale Mobs".
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