Der Tagesspiegel: Forscher zweifeln an Sinn einer Ausbildungsplatz-Abgabe
Berlin (ots)
Berlin. Im Streit um eine Ausbildungsplatz-Umlage haben Arbeitsmarkt- Forscher Zweifel angemeldet, ob damit die Lage auf dem Lehrstellenmarkt verbessert werden könnte. "Die Vorstellungen der SPD sind unausgegoren. Sollten sie Gesetz werden, steuern wir auf eine Situation zu, in der nicht mehr, sondern noch weniger ausgebildet wird", sagte Martin Werding, Arbeitsmarkt-Experte beim Münchener Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung, dem "Tagesspiegel" (Dienstagausgabe). Die Einführung einer Umlage bedeute einen Systemwechsel in der beruflichen Bildung, kritisierte Werding. "Darauf sind wir nicht vorbereitet, weil es nicht genügend überbetriebliche Bildungseinrichtungen gibt - deshalb steuern wir auf eine Situation zu, in der sich immer mehr Unternehmen von der Ausbilungsverpflichtung freikaufen und sich gegenseitig Fachkräfte abwerben", sagte er. Das Ergebnis sei dann noch weniger Ausbildung als heute. Werding bezweifelt, dass es in diesem Jahr überhaupt eine nennenswerte Lücke bei der Ausbildung gibt. "Das bestehende System wird mit den Anforderungen fertig", erwartet er. Auch Folkmar Kath, Abteilungsleiter beim Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn, findet die Pläne der SPD problematisch. "Statt einer zentralen Lösung sollte man die Lehrstellenfrage den Tarifpartnern überlassen, die dann branchenspezifische Regeln aufstellen können", so Kath. Vor Fehllenkungen durch ein Abgaben-Gesetz warnte Boris Augurzky, Arbeitsmarkt-Experte beim Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) in Essen. "Bei einer Umlage werden solche Betriebe belohnt, die billig Ausbildungsplätze einrichten können - egal, ob für diese Berufe auf dem Arbeitsmarkt Bedarf besteht oder nicht", warf er ein.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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