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Der Tagesspiegel: Blüm fordert Ehrenurkunde für die Pflegeversicherung

Berlin (ots)

Ein Jahrzehnt nach ihrer Einführung hat der
damalige Arbeits- und Sozialminister Norbert Blüm die solidarisch
finanzierte Pflegeversicherung energisch verteidigt. „Sie müsste eine
Ehrenurkunde bekommen“, sagte der CDU-Politiker dem Berliner
„Tagesspiegel“ (Montag-Ausgabe). Im Unterschied zur Kranken- ,
Arbeitslosen- und Rentenversicherung habe sie in den zehn Jahren
„weder die Beiträge erhöht noch Bundeszuschüsse bekommen“. Zudem habe
sie viele Heimbewohner aus der Sozialhilfe gebracht und zur Folge
gehabt, dass 200.000 Arbeitsplätze und ein „fast flächendeckendes
Netz“ ambulanter Pflegedienste entstanden seien.
Das gestiegene Defizit führte der Ex- Minister unter anderem auf
den „genialen Einfall der jetzigen Bundesregierung“ zurück, neue
Leistungen etwa für Demenzkranke zu beschließen, im Gegenzug aber die
Beiträge aus der Arbeitslosenversicherung zu senken. Hinzu komme die
Arbeitslosigkeit, die aber nicht nur öffentliche Kassen ins
Schlingern bringe.
Heftige Kritik übte Blüm an den Bundesländern. Die hätten
versprochen, Investitionskosten für Pflegeeinrichtungen zu
übernehmen. „Diese Zusage haben die Länder nicht gehalten“, sagte
Blüm. Deshalb seien die Leistungen in den Pflegeheimen „nicht so, wie
sie sein könnten“. Auch im Reha-Bereich räumte der Politiker Probleme
ein. „Wir haben uns hier auf die Krankenversicherung verlassen – was
eine Überschätzung war“.
Der Forderung auch aus der CDU, statt des solidarisch finanzierten
ein kapitalgedecktes System zu schaffen, erteilte Blüm eine Absage.
„Das ist so wie bei (Roman) Herzogs Kopfpauschale“, sagte er. „Schöne
Überschrift, aber nicht durchdacht.“ Bei einer Privatisierung
benötige man Kontrahierungszwang und Risikostrukturausgleich. „Die
Privaten müssen sich gegenseitig in die Bücher gucken. Da wünsche ich
viel Spaß dabei.“ Kapitaldeckung biete auch nicht mehr Sicherheit.
„Sie geraten damit in die Achterbahn der Börsenkurse.“ Auch eine
Steuerfinanzierung sei keine Alternative, sagte Blüm. Dadurch würde
die Pflege in den jährlichen Kampf um die Haushaltsmittel geraten.
„Sie müsste sich herumschlagen mit den Ansprüchen des Straßenbaus,
der inneren Sicherheit, der Bildung – das wünsche ich keiner
Sozialversicherung.“
Rückfragen: Der Tagesspiegel, Politikredaktion, Telefon 030/26009-295
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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