Der Tagesspiegel: "Der Tagesspiegel" Berlin meint zum politischen 1. Mai:
Berlin (ots)
"Kein Tag vergeht, an dem sie uns nicht das Fell über die Ohren ziehen." Das Zitat aus der Rede von DGB-Chef Michael Sommer darf man als Zusammenfassung des 1. Mai verstehen. Die Gewerkschaften, die sich nach dem Agenda-Jahr 2004 gezwungen sahen, über ihre Strategien nachzudenken, sehen nun offenbar Grund, in die selbstgenügsame Haltung zurückzufallen, die in großer Schlichtheit die Wirtschaft" für alles Übel verantwortlich macht. Das ist ein vorhersehbares Resultat von Münteferings Kapitalismuskritik, mehr aber noch der gedankenlosen Gegenreaktion des Unternehmerlagers. Müntefering trifft den Nerv der Mehrheit. Das allein schon sollte jeden, der in diesem Land Verantwortung trägt, zu der Frage treiben, warum das so ist. Wer sie sich stellt, kann nur zu dem Ergebnis kommen, dass die Kritik hinter der populistischen Vereinfachung selbstverständlich einen sachlichen Gehalt hat. Selbstverständlich deshalb, weil es seit geraumer Zeit die Unternehmen selbst sind, die sich Gedanken um die Legitimationskrise der Wirtschaft machen. Sie existiert nicht erst seit Josef Ackermanns Victory-Zeichen, sie ist nach dem Zusammenbruch der Börseneuphorie entstanden. Der bot enttäuschten Kleinaktionären reichlichen Stoff für unternehmenskritische Betrachtungen, dabei fehlten nicht einmal Beispiele für ungesetzlichen Betrug auf der Jagd nach dem schnellen Geld. Doch im Unterschied zu den USA haben die deutschen Manager keine sichtbaren Konsequenzen für Transparenz und Kontrolle gezogen, um das verlorene Vertrauen zurückzugewinnen.
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