Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Tur Abdin: Neue türkische Schikanen gegen aramäisch
assyrische
Christen
Göttingen (ots)
Vermutlich als Folge des Freispruchs des syrisch/orthodoxen Pfarrer Yusuf Akbulut am 5. April in Diyabakir/Südostanatolien, hat das türkische Innenministerium neue Schikanen gegen Christen in Tur Abdin verfügt. Danach ist es Ausländern nicht mehr gestattet, die von aramäisch/ assyrischen Christen bewohnte Hochlandregion in der Nähe der Städte Mardin und Midat zu besuchen. Selbst eine Delegation der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) unter der Leitung des Ratsvorsitzenden Präses Manfred Kock, wurde die Fahrt ins christliche Dorf Hah verwehrt. Zuvor hatte man bereits dem schwedischen Generalkonsul und seinen drei begleitenden schwedischen Abgeordneten die Fahrt verweigert.
Nach Auffassung der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) setzt die Regierung der Türkei damit die Unterdrückung der aramäisch/assyrischen Christen fort. Der Wiederaufbau zerstörter aramäisch/assyrischen Dörfer und die Reparatur syrisch/orthodoxer Kirchen wird systematisch von türkischen Behörden verhindert. Der Schul- und Religionsunterricht ihrer Kinder in aramäischer Sprache wird versagt. Das Aramäische, das in früheren Jahrhunderten in weiten Teilen des Nahen Ostens zwischen Palästina und Irak gesprochen wurde, war auch die Sprache Jesu.
Seit Ende des vergangenen Jahres hatten türkische Behörden und Justiz versucht, den Pfarrer Yusuf Akbulut zu einer hohen Gefängnisstrafe zu verurteilen, weil er an den Genozid an armenischen und aramäisch/ assyrischen Christen 1915 bis 1918 durch türkische Truppen erinnert hatte. Pfarrer Akbulut war am 5. April 2001 freigesprochen worden. Nach Einschätzung der GfbV war dieser Freispruch nur durch die Präsenz nationaler Beobachter zustande gekommen. Unter ihnen befanden sich die Abgeordneten Angelika Graf (SPD) und Monika Brudlewsky (CDU) sowie Frau Janet Abraham als Mitarbeiterin der Gesellschaft für bedrohte Völker.
"Wir fordern, dass die Türkei endlich die Diskriminierung und Verfolgung christlicher Minderheiten beendet, nachdem in diesem Land die Zahl der Christen durch Völkermord, Vertreibung, Flucht und Auswanderung von 20% auf 0,3% gesunken ist", erklärte Tilman Zülch, Generalsekretär der GfbV und wandte sich heute in diesem Sinne an Außenminister Joschka Fischer.
Tilman Zülch ist erreichbar unter 0551 49906 21 oder 0172 5620523.
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