Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Indigene Menschenrechtlerinnen brauchen mehr Schutz
Internationaler Frauentag: Indigene Menschenrechtsverteidigerinnen sind mehrfach bedroht Europäische Union muss ihre schwierige Lage stärker berücksichtigen
----- Göttingen, den 7. März 2018 ----- Zum Internationalen Frauentag hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) einen besseren Schutz indigener Menschenrechtsverteidigerinnen gefordert. "Indigene Menschenrechtsverteidigerinnen leiden unter mehrfacher Verfolgung: Als Frauen, Indigene und Menschenrechtlerinnen. Wenn es die Europäische Union mit ihrem Engagement für Frauenrechte ernst meint, dann muss sie in ihren Richtlinien zum Schutz von Menschenrechtsverteidigern besonders das Schicksal indigener Frauen berücksichtigen", erklärte die Menschenrechtsorganisation in einem Schreiben an die EU-Außenministerin Federica Mogherini. "Indigene Menschenrechtlerinnen dürfen nicht länger Opfer von Willkür, Einschüchterung und Machtinteressen sein. Sie sind besonders gefährdet und brauchen daher auch unsere besondere Aufmerksamkeit", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen.
So bekommt Aura Lolita Chávez von den Maya in Guatemala Morddrohungen, weil sie gegen illegale Rodungen von Wäldern protestiert, die die Lebensgrundlage ihres Volkes zerstören. Denn die Rodungen bedrohen die Wasserversorgung der indigenen Gemeinden, weil der Wald als Wasserspeicher eine große Bedeutung für die Maya hat. "Die Mutter Erde hat keinen Preis, sie muss verteidigt werden", erklärt die frühere Lehrerin. Als Sprecherin des Rates ihres Volkes geht sie nicht nur bei den lokalen Behörden gegen die Abholzungen vor. Auch kontrollieren die Indigenen Holztransporter, ob die Bäume rechtmäßig gefällt wurden. Dabei kommt es immer wieder zu Zwischenfällen mit Mitarbeitern von Holzfirmen.
Die indigene Menschenrechtlerin Berta Caceres vom Volk der Lenca in Honduras hat ihr Engagement gegen den Bau eines Staudammes an einem ihnen heiligen Fluss sogar mit dem Leben bezahlen müssen. Sie wurde von Auftragskillern im Marz 2016 ermordet, nachdem sie immer wieder Morddrohungen erhalten hatte. Die Polizei hatte die Drohungen ignoriert und ihr keinen besonderen Schutz gewährt.
"Aber nicht nur in Mittel- und Südamerika, sondern auch im sibirischen Russland und in Indonesien leiden indigene Menschenrechtsverteidigerinnen unter massiven Anfeindungen", erklärte Delius. So verlor Yana Tannagasheva vom Volk der Schoren in Sibirien ihre Arbeit als Lehrerin, weil sie gegen die Zerstörung ihrer Region durch Kohleförderung protestierte. Morddrohungen gegen ihre Familie und Brandanschläge machen deutlich, wie gefährlich ihr Engagement für Menschenrechte der Schoren ist.
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403
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