Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Menschenrechtler fordern Freilassung von verschlepptem katholischen Bischof in China
Christenverfolgung hält auch nach Abkommen zwischen Vatikan und Chinas Regierung weiter an Entführtem Bischof droht Gehirnwäsche
---- Göttingen, den 16. November 2018 ---- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat die sofortige Freilassung eines von der chinesischen Polizei verschleppten katholischen Bischofs gefordert. Bischof Peter Shao Zhumin aus Wenzhou (Provinz Zhejiang) war Freitag letzter Woche von der Polizei in Gewahrsam genommen worden und wird seither an einem geheimen Ort festgehalten. Die Menschenrechtler gehen davon aus, dass er Verhören und einer Gehirnwäsche unterzogen wird. Es ist bereits die fünfte Festnahme des 55 Jahre alten Bischofs innerhalb der letzten zwei Jahre. "Die Verschleppung des Bischofs zeigt, wie wenig Chinas Behörden sich durch das im September 2018 unterzeichnete Abkommen mit dem Vatikan über Bischofsernennungen gebunden fühlen, Religionsfreiheit zu respektieren. Die Verfolgung von Christen in China und auch von Katholiken nimmt weiter zu", warnte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Freitag in Göttingen.
So ließen die Behörden zwei bedeutende Wallfahrtstätten chinesischer Katholiken im Oktober 2018 zerstören. So wurde der Schrein der Mutter Gottes der sieben Wehen in Dongergou (Provinz Shanxi) mit Baukränen und schwerem Gerät am 25. Oktober 2018 niedergerissen. Nach Angaben der Behörden habe es angeblich zu viele Kreuze und Heiligen-Statuen in der Wallfahrtstätte gegeben.
Wenige Tage zuvor war der Schrein der Seligen Jungfrau und Gottesmutter Maria in Anlong (Provinz Guizhou) gewaltsam von Bauarbeitern im Auftrag der lokalen Behörden niedergerissen worden. Der Abriss wurde mit angeblich fehlenden Baugenehmigungen begründet. Vergeblich hatten Pilger und Gläubige aus der Gemeinde zuvor zu Gebeten zum Schutz der Wallfahrtstätte aufgerufen.
In Wenzhou leben rund 130.000 Katholiken, von denen sich rund 80.000 der offiziell von Peking nicht anerkannten Katholischen Untergrundkirche zurechnen. Zuletzt war Bischof Zhumin im Mai 2017 von Sicherheitskräften verschleppt und erst sieben Monate später freigelassen worden. Auch der deutsche Botschafter hatte sich damals für seine Freilassung eingesetzt. In Wenzhou hat die Christenverfolgung so zugenommen, dass selbst staatlich anerkannte katholische Priester nicht Grabstätten von Repräsentanten der Untergrundkirche aufsuchen dürfen, obwohl diese von den Gläubigen verehrt werden.
Am 22. September 2018 hatten der Vatikan und die Regierung Chinas ein Abkommen über die Ernennung von Bischöfen unterzeichnet, um einen jahrzehntelangen Streit zu beenden. Zugleich verstärkt China aber seine Kampagne der Sinisierung des Glaubens und der Zerstörung öffentlicher Zeichen des Christentums.
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403
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