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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Völkermord von Srebrenica vor 24 Jahren (11.7.): Schwerer Vorwurf: Internationale Gemeinschaft stiehlt sich aus der Verantwortung

Kritik zum 24. Jahrestag des Genozids von Srebrenica (11.7.):

- Die internationale Gemeinschaft hilft nicht mehr, Genozidopfer zu 
  identifizieren
- Das lokale Institut wird aus der serbischen Republika Srpska behindert 
- Dort wird der Genozid geleugnet und verurteile Verbrecher als Helden verehrt

Zum 24. Jahrestag des Genozids von Srebrenica (11.7.) kritisiert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) den Rückzug der Internationalen Kommission für vermisste Personen (International Commission on Missing Persons, ICMP) aus Bosnien. "Es ist eine Schande, dass die internationale Gemeinschaft nicht länger zur Identifikation der Opfer beiträgt. Dabei ist sie doch mitverantwortlich für das Massaker", sagte Belma Zulcic, Leiterin der GfbV-Sektion Bosnien, am Mittwoch in Sarajevo. Die nationalen Behörden, die die Aufgabe nun vollständig übernommen haben, werden vor Ort erheblich in ihrer Arbeit behindert. "Dafür sind Mitarbeiter aus der Republika Srpska verantwortlich. Dort wird der Genozid nach wie vor geleugnet. Verurteilte Kriegsverbrecher gelten als Helden", kritisierte die Menschenrechtlerin. Srebrenica gehört zur Republika Srpska, der serbischen Teilrepublik von Bosnien und Herzegowina. Deren Regierung erschwere den Überlebenden das Trauern und verhindere Gerechtigkeit.

Hasan Nuhanovic hat den Genozid überlebt. Er kämpft seit Jahrzehnten für die Rechte der Opfer und gegen die Straflosigkeit der Täter. Noch heute beobachtet er, wie vertriebene bosnische Muslime in der serbisch verwalteten Teilrepublik diskriminiert werden. Sie könnten vielleicht nie dauerhaft in ihre Heimat in der heutigen Republik Srpska zurückkehren. Das Ausmaß der Gräueltaten und die Zahl der Täter seien erschütternd, erklärte Nuhanovic gegenüber der GfbV. "Verglichen damit ist die Zahl der Angeklagten und Verurteilten sehr niedrig. Der Prozess der Strafjustiz geht in Bosnien zwar weiter, aber die Justizbehörden hier werden nicht in der Lage sein, die Verfahren ohne Hilfe von außen, zum Beispiel aus der Europäischen Union, bis ans Ende durchzuführen", so der 51-Jährige.

Mindestens 8.372 bosnische Muslime wurden im Juli 1995 innerhalb weniger Tage nach dem Einmarsch serbischer Truppen in Srebrenica getötet und in Massengräbern verscharrt. Bisher konnten die sterblichen Überreste von 6.610 Opfern aus 95 Massengräbern geborgen und beerdigt werden. Dabei war kaum ein Skelett vollständig: Die Massengräber wurden umgewühlt und die Gebeine an verschiedenen Orten erneut verscharrt, um den Genozid zu vertuschen. Am Donnerstag werden voraussichtlich weitere 33 identifizierte Opfer beerdigt. In den vergangenen zwei Jahren wurde kein neues Massengrab gefunden. Mittäter, die von weiteren Gräbern wissen könnten, leben unbehelligt in der Republika Srpska und schweigen.

Das ICMP wurde für die Opfer des Bosnienkrieges gegründet. Inzwischen ist es nach Den Haag umgezogen und weltweit tätig. Die Familien der Opfer von Srebrenica hatten gefordert, dass die Kommission in Bosnien bleibt. Das lokale Institut für Vermisste kritisieren sie als ineffektiv.

Sie erreichen Belma Zulcic in Sarajevo unter gfbv_sa@bih.net.ba oder ++387 61220883.

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