Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Streit um Aufforstungs-Programm in Indien: Leonardo DiCaprio soll Unterstützung für umstrittenes Umweltprojekt zurückziehen
Leonardo DiCaprio unterstützt umstrittenes Umweltprojekt in Indien:
- GfbV unterstützt Appell 95 indischer Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen - Aufforstungs-Programm lenkt von den eigentlichen Problemen am Cauvery ab - Zehntausende indigene Adivasi sind von dem verseuchten Fluss bedroht
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) schließt sich einem Appell 95 indischer Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen an Schauspieler Leonardo DiCaprio an. Darin wird er aufgefordert, ein umstrittenes Aufforstungs-Programm in Indien nicht länger zu unterstützen. Das Projekt sieht die Aufforstung der Uferbereiche des Cauvery vor, eines der größten Flüsse im Süden Indiens. Mehr als 240.000 Bäume sollen dort gepflanzt werden. "Staudammprojekte, Ressourcenentnahme und mangelnde Abwasser-Klärung haben den Fluss zu einer gesundheitsgefährdenden Kloake gemacht, die zehntausende Indigene an seinen Ufern bedroht. Neue Bäume werden nicht helfen, sondern nur von den eigentlichen Problemen ablenken", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Donnerstag in Göttingen.
Die Menschenrechtsorganisation begrüßt es grundsätzlich, dass sich der prominente Schauspieler für Umwelt-Initiativen in Indien einsetzt. DiCaprio hatte seine Unterstützung des Aufforstungs-Programms der Isha-Stiftung am letzten Wochenende signalisiert. Indigene Adivasi und viele weitere Bewohner der Uferbereiche beklagen die enorme Verseuchung des Flusses durch Industrie-Abwässer und die Einleitung von ungeklärtem Schmutzwasser aus städtischen Gebieten. Die Verschmutzung hat ein solches Ausmaß erreicht, dass Frauen bei regelmäßiger Nutzung des Flusswassers bereits unfruchtbar wurden. Die Betroffenen leiden unter sozialer Ausgrenzung und müssen aufgrund der Umweltverschmutzung um ihr Überleben bangen.
Die Wasserqualität leidet zudem, weil immer mehr Wasser aus dem Cauvery für Bewässerungsprojekte und Stauseen abgeleitet wird. Alleine in den Bundesstaaten Karnataka, Tamil Nadu, Kerala und Puducherry werden 81.155 Quadratkilometer Land aus dem Fluss bewässert. An dem 800 Kilometer langen Strom und seinen Zuflüssen gibt es inzwischen 86 Staudämme; 37 dieser Großprojekte wurden seit 1974 errichtet und haben das Gleichgewicht in der Wasserversorgung massiv gestört. Zehntausende indigene Adivasi wurden für diese Großprojekte zwangsweise umgesiedelt. Die Bauindustrie entnimmt im Mündungsbereich des Cauvery jedes Jahr hunderttausende Tonnen Sand aus dem Flussbett. "Entwicklungsvorhaben und die Besiedlung der Uferbereiche haben dazu geführt, dass der Fluss zu einhundert Prozent wirtschaftlich genutzt wird. Aufforstungs-Programme sind nicht die Lösung für diese massiven Probleme - Indien muss seinen Umgang mit natürlichen Ressourcen überdenken", erklärte Delius.
Sie erreichen Ulrich Delius unter u.delius@gfbv.de oder 0160/95671403.
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