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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Nobelpreis für Peter Handke: "Handke sollte sich persönlich bei Opfern entschuldigen"

Nobelpreis für Peter Handke:

- Handke sollte sich von seinen früheren Äußerungen zum Völkermord distanzieren
- Er sollte Überlebende treffen und sich bei ihnen entschuldigen
- Serbische Ultranationalisten wollen den Preis bereits für sich vereinnahmen

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert den designierten Nobelpreisträger Peter Handke auf, sich von seinen früheren Äußerungen zum Völkermord in Srebrenica zu distanzieren und sich bei Überleben und Angehörigen der Opfer zu entschuldigen. "Es wird Zeit, dass Herr Handke Rückgrat beweist und seine geschichtsrevisionistischen Aussagen zurücknimmt", fordert Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung. "Wenn er den Nobelpreis für Literatur nicht nur bekommen, sondern auch verdienen möchte, sollte er Überlebende des Massakers von Srebrenica treffen und sich persönlich für seine früheren Aussagen entschuldigen."

Handke hatte in den 90er Jahren behauptet, der Krieg im ehemaligen Jugoslawien spiele sich nur auf der Netzhaut der Zuschauer ab, sie seien Opfer einer weltweiten Journalistenverschwörung zum Nachteil Serbiens. Während des Massakers von Srebrenica, das sich im kommenden Juli zum 25. Mal jährt, hatten serbische Nationalisten mindestens 8.372 bosniakische Jungen und Männer ermordet. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY), der Internationale Gerichtshof (ICJ), das EU-Parlament und viele weitere Institutionen weltweit bezeichnen das Massaker unmissverständlich als Völkermord.

Serbische Ultranationalisten haben die Auszeichnung Handkes indes dankbar aufgenommen. Kürzlich berichtete die bosnische Tageszeitung "Oslobodjenje" von einer Initiative, im Zentrum der von den bosnischen Serben verwalteten Stadt Srebrenica ein Denkmal oder eine Büste für den Schriftsteller zu errichten. Die "Bürgerinitiative Ost-Alternative", deren Präsident einen entsprechenden Antrag an die Stadtverwaltung Srebrenicas gestellt habe, begründete die Forderung mit den Worten: "Der Nobelpreis für Handke ist ein Beweis dafür, dass sich Intellektuelle der freien Welt getraut haben, einen Künstler für seine Arbeit und für seinen anhaltenden Kampf um die Wahrheit auszuzeichnen, indem er die Urteile von Den Haag leugnete und den Völkermord in Srebrenica nicht anerkannte."

"Das ist das Signal, das die Schwedische Akademie an die Opfer des Völkermordes und an die Hauptverantwortlichen und Mittäter sendet", erklärt Causevic. "Dem Komitee muss klar gewesen sein, dass seine Entscheidung für einen Genozid-Leugner nicht nur als ästhetisches Urteil wahrgenommen wird." Es sei von Anfang an unvermeidlich gewesen, dass die Auszeichnung zum Politikum wird.

Sie erreichen Jasna Causevic unter j.causevic@gfbv.de oder 0551 49906-16.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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