Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Konflikte in Burma schüren Menschenhandel: Neue Zahlen zeigen dramatische Zunahme - Rohingya besonders gefährdet
Menschenhandel in Südostasien:
- 70 Prozent der Opfer des weltweiten Frauenhandels kommen aus dieser Region - Nach thailändischen Angaben 2019 mehr als doppelt so viele Opfer gerettet, wie im Vorjahr - Drei Viertel der dort illegal festgehaltenen Frauen stammten aus Burma
Die anhaltenden ethnischen Konflikte in Burma schüren den Menschenhandel. Vor allem Frauen und Mädchen, die ethnischen Minderheiten wie Rohingya oder Kachin angehören, würden immer häufiger Opfer skrupelloser Menschenhändler, erklärte die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) am Dienstag in Göttingen. "Flüchtlingselend schürt Verbrechen gegen die Menschlichkeit und das brutale Geschäft mit Burmas verschleppten Frauen und Mädchen. Selbst Kinder sind davor nicht ausreichend geschützt", warnt GfbV-Direktor Ulrich Delius. Rund 70 Prozent der Opfer des weltweiten Frauenhandels kämen aus der asiatisch-pazifischen Region. Besonders dramatisch sei die Lage in Thailand und Malaysia, wo immer mehr Fälle illegalen Frauenhandels aufgedeckt würden. Nach offiziellen thailändischen Angaben wurden im Jahr 2019 in dem südostasiatischen Land doppelt so viele Opfer von Menschenhandel gerettet, wie im Vorjahr.
Ein Großteil der in Thailand im Vorjahr aus den Händen von Menschenhändlern geretteten 1.807 Personen waren Rohingya-Frauen. Drei Viertel aller in dem Land illegal festgehaltenen Frauen stammten aus Burma. Ähnlich sei die Lage im benachbarten Malaysia. Auch dort würden vor allem Rohingya-Frauen und -Mädchen als Zwangsprostituierte arbeiten. Oft würden sie unter falschen Versprechungen einer legalen Arbeit als Hausmädchen oder Verkäuferin aus den Flüchtlingslagern in Bangladesch gelockt und bei ihrer Ankunft in Malaysia oder Thailand zur Prostitution gezwungen. Auch in Indien nehme die Zahl von Rohingya-Zwangsprostituierten stark zu. "Das Elend und die Hoffnungslosigkeit in den Flüchtlingslagern in Bangladesch schüren Menschenhandel und Zwangsprostitution", kritisiert Delius. Hätten die Menschen eine realistische Aussicht auf Rückkehr in ihre Heimat oder auf ein Leben in Würde in Bangladesch, würden sie nicht Opfer skrupelloser Menschenhändler.
In den Menschenhandel seien auch offizielle Stellen verstrickt. So werden in Thailand oder Malaysia immer wieder Polizisten verhaftet, weil sie Menschenschmuggel gedeckt oder gefördert haben. Erst kurz vor Neujahr wurde in Thailand ein Polizist festgenommen, der als Drahtzieher einer Bande von Menschenschmugglern gilt. "Natürlich ist es wichtig, mit allen legalen Mitteln gegen den Menschenhandel vorzugehen. Die Ursachen der dramatischen Lage vieler geflüchteter Frauen und Mädchen beseitigt dies jedoch nicht", warnt Delius.
Auch Kachin-Frauen aus dem Norden Burmas werden zunehmend Opfer des Menschenhandels. Mindestens 110.000 Menschen, vor allem Frauen und Kinder, sind im Kachin-Staat auf der Flucht vor Konflikten zwischen der burmesischen Armee und der Kachin-Bewegungen, die mit Waffengewalt für mehr Autonomie kämpft. "Immer wieder werden Kachin-Frauen mit falschen Arbeitsversprechen nach China gelockt und dort zwangsverheiratet", so Delius. Chinesische Männer zahlten Menschenhändlern bis zu 7.000 US-Dollars für eine verschleppte Kachin-Frau.
Sie erreichen Ulrich Delius unter u.delius@gfbv.de oder 0160/95671403.
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