Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Neues Kohleprojekt in Sibirien: Tödlich für Umwelt, Klima und indigene Völker
Kohleprojekt in Sibirien schadet Indigenen:
- Geplante Mine auf Taimyr zeigt rückwärtsgewandte Energiepolitik
- Infrastruktur beeinträchtigt Rentiere, von denen indigene Nganasanen, Dolganer, Ewenken und Nentzen leben
- Taimyr gilt als wichtige Durchgangsstation für Zugvögel
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) wirft der Russischen Föderation vor, mit neuen Bergbauprojekten in Sibirien indigene Rechte zu verletzen und die Klimakrise zu schüren. Neue Kohleabbau-Projekte auf der Halbinsel Taimyr zerstörten indigene Lebensgrundlagen und die Umwelt. Der russische Groß-Investor AEON bestätigte erst in dieser Woche, dass die Bauarbeiten zur Erschließung der neuen Syradasaysky-Mine auf Taimyr begonnen hätten. Die dort geförderte Kohle soll vor allem nach Indien und China exportiert werden. „Die Nachfrage nach Kohle sinkt weltweit. Und trotzdem setzt Russland unbeirrt auf die Ausplünderung der Bodenschätze auf indigenem Land. Diese rückwärtsgewandte Energiepolitik ist tödlich für die Umwelt und für indigene Völker in Sibirien“, erklärte Yvonne Bangert, GfbV-Referentin für indigene Völker, am Donnerstag in Göttingen.
Auf Taimyr leben seit Jahrhunderten indigene Nganasanen, Dolganer, Ewenken und Nentzen. Die Rentierzucht und -jagd bildet einen Schwerpunkt ihrer Existenz. Durch den Bau neuer Straßen, Siedlungen, Minen, Förderbänder und Häfen ist sie akut gefährdet. Denn Rentiere werden durch diese Bauten in ihrem jahreszeitlich bedingten Zug eingeschränkt und immer mehr zurückgedrängt. Auch gilt Taimyr mit seiner jahrhundertelang unberührten Umwelt und verschiedenen Naturschutzgebieten als wichtige Durchgangsstation für Zugvögel. Gegen eine Kohlemine der Firma Vostokugol ist selbst die staatliche russische Umweltbehörde Ropsprirodnadzor gerichtlich vorgegangen – wegen Verletzung von Naturschutzauflagen auf Taimyr.
Die sibirische Halbinsel Taimyr, die mit 400.000 Quadratkilometern der Gesamtgröße Deutschlands und der Niederlande entspricht, ist zu einem Dorado der russischen Bergbauindustrie geworden. Erst im Oktober 2020 hatte eine staatliche russische Expertenkommission das umstrittene Bergbauprojekt und die damit verbundenen Infrastrukturvorhaben genehmigt. Das West-Taimyr-Industrie-Cluster soll neben der Tagebaumine ein 61 Kilometer langes, überdachtes Förderband umfassen, auch der Bau eines Tiefseehafens an der Kara-See ist geplant. Von dort aus sollen jährlich bis zu zehn Millionen Tonnen Kohle über die nördliche Polarroute nach Indien und China verschifft werden. In der Mine werden bis zu fünf Milliarden Tonnen Kohle vermutet.
Russland ist nach Indonesien und Australien der drittgrößte Kohleexporteur der Welt. Das Land will seine Kohleausfuhr nach Indien bis zum Jahr 2025 um das Sechsfache steigern und jährlich 28 Millionen Tonnen dorthin liefern. „Sibiriens indigene Völker sind die Opfer der systematischen Plünderung ihres Lebensraumes, um Russlands Handelsbilanz zu verbessern und Putin-treue Oligarchen zu bereichern“, so Bangert.
Sie erreichen Yvonne Bangert unter y.bangert@gfbv.de oder 0551/49906-14.
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