Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Täter-Museum auf ehemaligem KZ-Gelände: Kroatische Nationalisten bedrohen Aussöhnung in Bosnien
Täter-Museum auf ehemaligem KZ-Gelände:
- Kroatische Nationalisten bedrohen Aussöhnung in Bosnien
- Planen Huldigung der Täter auf ehemaligem KZ-Gelände Heliodrom in Mostar
- Gedenkstätten in Deutschland werden um Unterstützung und Solidarität gebeten
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert einen sofortigen Stopp des Baus eines Museums auf dem Gelände des ehemaligen Konzentrationslagers Heliodrom in Mostar (Bosnien und Herzegowina): „Die kroatisch-nationalistische Partei HDZ möchte dort verurteilten Mördern huldigen und damit die Opfer verhöhnen. Das würde Öl ins Feuer der schwelenden Konflikte gießen und den schwierigen Aussöhnungsprozess in Bosnien unnötig behindern“, kritisierte Jasna Causevic, GfbV-Referentin für Genozid-Prävention und Schutzverantwortung am heutigen Donnerstag in Göttingen. „Dieses Museum darf keinesfalls gebaut werden. In einem multi-ethnischen Staat kann es nur Frieden geben, wenn vergangene Verbrechen klar benannt werden und ein würdiges Gedenken an die Opfer möglich ist.“
Die GfbV appelliert daher an den Ausschuss für Menschenrechte und humanitäre Hilfe des Deutschen Bundestages, diplomatische Vertretungen in Sarajevo und weitere europäische Gremien und Institutionen, entschlossen gegen diesen eklatanten Angriff auf das historische Gedenken an diese Menschenrechtsverletzung vorzugehen. Auch Gedenkstätten in Deutschland werden um Unterstützung in dieser Sache sowie um Solidarität mit den Opfern und Überlebenden der Verbrechen in Bosnien gebeten.
Das Museum, das die Partei Kroatische Demokratische Gemeinschaft (Hrvatska Demokratska Zajednica, HDZ) plant, soll den Kroatischen Verteidigungsrat (Hrvatsko vijeće obrane, HVO) ehren. „Das sind eben jene Kampfeinheiten, die das Konzentrationslager 1992 in Mostar errichtet und dort schwere Verbrechen begangen haben. Der Internationale Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien stuft diese als Verbrechen gegen die Menschlichkeit ein“, erinnerte Causevic. Der Historiker David Pettigrew erklärte in einem Protestschreiben der Working Group for Bosnia and Herzegowina: „Es wäre einfach undenkbar, wenn beispielsweise ein Museum zum Gedenken an die Wehrmacht, die SS oder andere Einsatzgruppen auf dem Gelände eines ehemaligen NS-Konzentrationslagers eingerichtet würde. Ein solches Vorhaben würde zu Recht als abscheulich angesehen.“ Anstatt eines Museums zu Ehren der HVO wäre eine würdevolle Gedenktafel angemessen, die schonungslos wiedergibt, was 1993 und 1994 im Heliodrom geschah.
Diese pietätlosen Maßnahmen seien Teil einer großangelegten anti-bosniakischen Kampagne der HDZ in Bosnien. „Angesichts dieses kaltherzigen Angriffs auf moralische Prinzipien und internationale Standards, muss schnell und entschieden gehandelt werden“, forderte Causevic. „Wir bitten eindringlich darum, dass alle zur Verfügung stehenden öffentlichen und diplomatischen Kanäle genutzt werden, um die historische Wahrheit zu erhalten. Das wäre ein starkes Signal, dass die internationale Gemeinschaft weder eine Glorifizierung von Kriegsverbrechen noch eine Aushöhlung unserer gemeinsamen Werte dulden möchte.“
Sie erreichen Jasna Causevic unter j.causevic@gfbv.de oder 0551/49906-16.
Sie erreichen David Pettigrew unter depettigrew@gmail.com. Den Brief der Working Group for Bosnia and Herzegowina (in deutscher Übersetzung) finden Sie hier.
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