Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Regierung Tansanias riegelt Nationalpark ab: Vertreibung der Maasai soll unbeobachtet bleiben
Regierung Tansanias riegelt Nationalpark ab:
- Laufende Vertreibung der Maasai soll unbeobachtet bleiben
- KfW fördert Nationalparks, deren Ranger an Gewalt beteiligt sind
- Joseph Oleshangay, diesjähriger Träger des Weimarer Menschenrechtspreises, berichtet von Drohungen
Die tansanische Regierung lässt seit einigen Tagen keine Beobachtungs-Missionen mehr in den Ngorongoro-Nationalpark im Norden des Landes. Vor-Ort-Berichten zufolge eskaliert die Regierung die Gewalt gegen die Maasai, die sie von ihrer dortigen Heimat zu vertreiben versucht. „Verhaftungen, Schikanen und Bedrohung am vergangenen Wochenende zeigen, warum die tansanische Regierung den Ngorongoro-Nationalpark seit der vergangenen Woche abgeriegelt hält“, berichtet Sarah Reinke Leiterin der Menschenrechtsarbeit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „Die Polizei und Ranger von Parks, die mit deutschen Fördergeldern unterstützt wurden, gehen dort gewalttätig gegen Maasai vor, die ihr Land nicht verlassen wollen. Die deutsche KfW muss diese Gelder einfrieren. Sonst macht sie sich mitschuldig an der Gewalt.“
Der tansanische Menschenrechtsanwalt Joseph Oleshangay, der im Dezember dieses Jahres den Menschenrechtspreis der Stadt Weimar verliehen bekommt, berichtete der GfbV am Wochenende: „Rund 60 bewaffnete Sicherheitskräfte befanden sich am Samstag am Eingang des Ngorongoro Parks, als ich mit meiner Familie von acht Personen in den Park fahren wollte. Sie blockierten den Eingang. Sie sagten: ‚Wenn ihr euch Zutritt verschafft, schaffen wir euch als Leichen raus‘. In den letzten drei Wochen wurden allein im Ort Endulen 53 Maasai festgenommen, darunter die politischen und traditionellen Sprecher der Gemeinschaft. Am vergangenen Samstag wurden hier zwei Frauen, eine stillende Mutter und eine 66-Jährige festgenommen. Eine der Frauen hatte sich in den sozialen Medien gegen die ‚Umsiedelung‘ nach Msomera ausgesprochen.“
„Niemand darf sich selbst ein Bild der Lage machen, selbst Delegationen von Abgeordneten des Europaparlaments sowie der UNESCO wurde der Zugang verwehrt. Es kann nicht sein, dass deutsche Gelder diese Gewalt mitfinanzieren. Unter dem Deckmantel des Naturschutzes verübt die tansanische Regierung schwere Menschenrechtsverletzungen“, berichtet Reinke weiter. „Deutschland muss jeglichen Geldfluss sofort stoppen und eine rückhaltlose Aufklärung der Gewalt im Ngorongoro-Nationalpark durchsetzen. Das haben wir auch in einem Schreiben an Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze gefordert.“
Die konzertierte Vertreibungskampagne werde immer brutaler. So sei die medizinische Versorgung der Maasai durch die „Medical Flying Doctors“ in den letzten 16 Monaten systematisch verhindert worden. 146 Notfallflüge habe die Regierung verboten, sowie die Behandlung von 9.294 Patienten. 31.628 Kinder konnten nicht geimpft und 7.192 Schwangere nicht untersucht werden.
Die tansanische Regierung möchte im Norden Tansanias ein „Naturschutzgebiet“ einrichten. Dafür vertreiben lokale Sicherheitskräfte gewaltsam Maasai. Den aktuellen Regierungsplänen zufolge sollen 80.000 Menschen aus der Ngorongoro Conservation Area vertrieben werden. Die Bundesrepublik Deutschland ist einer der wichtigsten internationalen Förderer Tansanias. Allein im Jahr 2021 sagte die KfW 45 Millionen Euro für den Naturschutz zu.
Sie erreichen Sarah Reinke unter s.reinke@gfbv.de oder 0551/49906-13.
Gesellschaft für bedrohte Völker Postfach 2024 D-37010 Göttingen Tel.: +49 551 499 06-21 Fax: +49 551 580 28 E-Mail: info@gfbv.de www.gfbv.de Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat