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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

35. Jahrestag der Unabhängigkeit Namibias (21.3): Grüner Kolonialismus gefährdet Landrechte der Nama

Anlässlich des 35. Unabhängigkeitstages Namibias am 21. März macht die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) auf die anhaltenden Abhängigkeiten des Landes von ausländischen Akteuren aufmerksam und fordert von Deutschland einen größeren Einsatz zur Beseitigung kolonialer Strukturen.

„Obwohl Namibia formal unabhängig ist, üben ausländische Akteure, darunter auch Deutschland, weiterhin einen erheblichen Einfluss auf die Nutzung namibischer Ressourcen aus. Unter dem Vorwand des Klimaschutzes und der Förderung erneuerbarer Energien, wie etwa der Produktion von grünem Wasserstoff, beanspruchen Unternehmen große Landflächen. Ein Beispiel dafür ist das Hyphen-Projekt im Süden Namibias, bei dem mit deutscher Beteiligung die groß angelegte Produktion von Wasserstoff in einem Gebiet geplant ist, das den Nama während der deutschen Kolonialzeit gewaltsam genommen und zum Diamanten-Sperrgebiet erklärt wurde“, erklärt Laura Mahler, GfbV-Referentin für Subsahara-Afrika.

Die erneuten deutschen Investitionen in dieses Gebiet drohen koloniale Abhängigkeitsverhältnisse in neuer Form zu zementieren, so Mahler. Um die eigene Wirtschaft zu dekarbonisieren, beanspruchten Länder des Globalen Nordens große Landflächen in Ländern des Globalen Südens, ohne die Rechte und Bedürfnisse der betroffenen lokalen Gemeinschaften zu respektieren.

Die Nachfahren der wenigen überlebenden Ovaherero und Nama, deren Lebensgrundlagen während des deutschen Völkermords von 1904 bis 1908 zerstört wurden, warten noch immer auf die Rückgabe ihres angestammten Landes. Ein erheblicher Teil des fruchtbaren Farmlandes ist nach wie vor im Besitz weißer Großgrundbesitzer, während die Nachkommen der Opfer in prekären Verhältnissen leben. Trotz wiederholter Forderungen nach Gerechtigkeit und Rückgabe des Landes bleibt die namibische Regierung weitgehend untätig. „Durch die ungelöste Landfrage bleibt die wirtschaftliche und soziale Ungleichheit bestehen und die Verwirklichung einer echten Unabhängigkeit der gesamten namibischen Bevölkerung wird behindert“, erklärt Mahler.

„Um eine echte, vollständige Unabhängigkeit Namibias zu erreichen, muss auch Deutschland als ehemalige Kolonialmacht seinen Beitrag leisten, indem es die bestehenden Ungerechtigkeiten anerkennt und Maßnahmen ergreift, um die wiederkehrenden Abhängigkeiten und die Fortdauer kolonialer Strukturen zu beseitigen. Hierzu gehören die vollständige Anerkennung des Genozids, Reparationszahlungen und die Rückgabe aller Artefakte und menschlichen Gebeine, die noch in deutschen Institutionen gelagert werden“, fordert Mahler. „Der Kampf Namibias gegen die südafrikanische Apartheid-Herrschaft wird oft als das zentrale Narrativ des Unabhängigkeitstags hervorgehoben, doch die ungelösten Fragen, die aus der deutschen Kolonialzeit resultieren, prägen die sozialen und politischen Verhältnisse Namibias bis heute.“

Sie erreichen Laura Mahler unter l.mahler@gfbv.de oder 03051 / 695825-3.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Pressereferat
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