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ARD-Vorsitzender Fritz Raff: Kritik des VPRT-Präsidenten Doetz "völlig überzogen" - Pläne der ARD für die Digitale Welt unverzichtbar für die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks

Saarbrücken (ots)

Der ARD-Vorsitzende Fritz Raff hält die
jüngsten Drohgebärden des VPRT-Präsidenten Jürgen Doetz gegenüber dem
öffentlich-rechtlichen Rundfunk für "völlig überzogen". Vor dem 
Rundfunkrat des Saarländischen Rundfunks sagte der SR-Intendant, die 
Pläne der ARD für die digitale Welt seien eine "maßvolle und an den 
finanziellen Möglichkeiten der ARD orientierte Weiterentwicklung", 
die mit Blick auf neue Verbreitungswege und neue 
Empfangsmöglichkeiten unverzichtbar sei.
Die neuerliche VPRT-Drohung mit einer Klage vor dem Europäischen 
Gerichtshof geht nach Auffassung des ARD-Vorsitzenden ins Leere. Die 
ARD werde sich selbstverständlich im Falle der Entwicklung neuer 
Programmvorhaben an den Brüsseler Vorgaben orientieren und die Zeit 
bis zur staatsvertraglichen Umsetzung der Brüsseler Entscheidungen 
keinesfalls dazu nutzen, mit Programmen zu starten, die vom geltenden
Rundfunkstaatsvertrag nicht abgedeckt sind.
Raff wörtlich: "Wenn der VPRT-Präsident den öffentlich-rechtlichen
Rundfunk in Deutschland abschaffen will, dann soll er das offen sagen
und nicht ständig mit Brüsseler Instanzen drohen, wenn es um die 
Weiterentwicklung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland
geht. Wir stehen zu einer sachlichen Diskussion jederzeit zur 
Verfügung."
Raff wies mit Nachdruck die Unterstellung zurück, der 
öffentlich-rechtliche Rundfunk wolle die Brüsseler Entscheidung vom 
April dieses Jahres unterlaufen und vor einer Einigung auf  einen 
neuen Staatsvertrag in Deutschland Tatsachen schaffen: "Sowohl die 
Politik in Deutschland wie auch die EU-Kommission in Brüssel haben 
ausdrücklich die Entwicklungsgarantie für den öffentlich-rechtlichen 
Rundfunk in Deutschland bekräftigt", sagte Raff: "Wenn immer mehr 
Menschen Radio- und Fernseh-Angebote über das Internet empfangen, 
dann müssen sich ARD und ZDF auf diese veränderten Nutzergewohnheiten
einstellen. Die Pläne der ARD für die digitale Welt sind 
unverzichtbar für die Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in
Deutschland."
Es sei eine Selbstverständlichkeit, dass die ARD die Möglichkeiten 
der Digitalisierung nutze, um den Gebührenzahlern vorhandene 
Sendungen und Beiträge der ARD-Hörfunk- und Fernsehprogramme zur 
zeitsouveränen und ortsunabhängigen Nutzung bereitzustellen.
Das von der ARD geplante Audio- und Videoportal bündele lediglich 
die jetzt noch überwiegend auf den Internet-Seiten der 
Landesrundfunkanstalten verstreuten Download-Angebote. Für die 
föderal gegliederte ARD sei es wichtig, dass sie mit einem 
einheitlichen Portal den Gebührenzahlern einen einfachen und 
übersichtlichen Zugang zu ihren Inhalten biete: "Unsere Zuhörer und 
Zuschauer erhalten dadurch großen Mehrwert, ohne dass dies mit für 
sie höheren Gebühren verbunden ist. Dies ist ein zeitgemäßer Service,
den sich unser Publikum, vor allem die jüngere Generation, 
nachdrücklich wünscht."
Als "rational nicht nachvollziehbar" kritisierte Raff die Proteste
des VPRT gegen die Bereitstellung der 100-Sekunden-Tagesschau zum 
Handyabruf. Schon seit Jahren bieten die Landesrundfunkanstalten ihre
Hörfunk-Nachrichten zum mobilen Abruf an. Dieses Angebot werde sehr 
geschätzt:  "Warum sollten wir die 100-Sekunden-Tagesschau, die von 
ARD Aktuell ohnehin für Eins Extra produziert wird, nicht ebenfalls 
per Handy zur zeitsouveränen und ortsunabhängigen Nutzung anbieten?"
Raff appellierte an die Politik, sich durch die Polemik des 
VPRT-Präsidenten nicht irritieren zu lassen: "Die ARD hat ihre 
Digitalstrategie unter Einbeziehung der Konferenz der 
Gremienvorsitzenden entwickelt. Beim Übergang vom analogen zum 
digitalen Zeitalter folgt die ARD dem Grundsatz: "Umbau statt 
Ausbau". Angesichts der bisherigen rechtlichen Rahmenbedingungen für 
die analoge Welt gilt es nun, den zukünftigen medienrechtlichen 
Rahmen so zu gestalten, dass unsere Zuschauer und Zuhörer von den 
Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung profitieren können."
Der Ruf des VPRT-Präsidenten nach staatlicher Genehmigung von 
einzelnen Programmvorhaben verkenne, dass Deutschland einen 
staatsfernen öffentlich-rechtlichen Rundfunk habe und eben keinen 
Staatsfunk:  "Wenn es nach dem VPRT-Präsidenten ginge, dann müsste 
die ARD wohl jede neue Tagesschau-Ausgabe von einer staatlichen 
Aufsicht genehmigen lassen. Dies will außer dem VPRT-Präsidenten in 
unserem Lande glücklicherweise niemand."

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66100 Saarbrücken
0681-602-2040
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