Große Online-Umfrage
100 Jahre Erster Weltkrieg
Saarbrücken / Berlin (ots)
Internationale Co-Produktion: 20.000 Radio-Hörer und Internetnutzer haben sich beteiligt. Bereitschaft, das eigene Leben für das Vaterland zu opfern, nur gering. Familie und Ideale wie Frieden und Freiheit haben hohen Stellenwert.
100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs ist die Bereitschaft der Europäer, ihr Leben für das eigene Vaterland aufs Spiel zu setzen, offenbar nur sehr gering. Dies geht aus einer Online-Umfrage hervor, an der sich neben der ARD, Deutschlandradio und Radio France sieben weitere Rundfunkanstalten aus Belgien, Kanada, Österreich, Polen, der Schweiz, dem Senegal und Rumänien beteiligt haben. Im Schnitt gab nur ein Fünftel der Teilnehmer an, notfalls auch das eigene Leben für die Nation riskieren zu wollen. Einzige Ausnahme ist Polen: 50 Prozent der Teilnehmer äußerten dort ihre Bereitschaft im Zweifel auch für das eigene Vaterland zu sterben. Wenn überhaupt, so würden die Befragten in erster Linie für ihre Familie bis zum Äußersten gehen und notfalls auch das eigene Leben opfern. In nahezu allen Ländern nannten 9 von 10 Befragten dieses Motiv.
Immerhin die Hälfte der Bürger wäre bereit, auch für ihre Ideale das Leben aufs Spiel zu setzen. Die Religion indes spielt in allen Länder mit Ausnahme Polens (36%) in diesem Kontext kaum eine Rolle. Bei der Online-Umfrage handelt es sich um ein Projekt der Deutsch-Französischen Hörfunkkommission (DFHK). Die grundlegende Fragestellung lautete "Für wen oder was sind Sie bereit sich zu engagieren und notfalls das eigene Leben aufs Spiel zu setzen?" Der Vorsitzende, Prof. Thomas Kleist, zugleich Intendant des Saarländischen Rundfunks, betonte, die Aktion reihe sich ein in eine Vielzahl von Programmprojekten, die man in der Vergangenheit gemeinsam umgesetzt habe. "Die jüngsten Ereignisse in der Ukraine haben uns darüber hinaus gezeigt, wie aktuell eine solche Fragestellung plötzlich sein kann. Das hätte vor einem halben Jahr noch kaum jemand für möglich gehalten."
Der gesamte Fragenkatalog umfasste vier Einzelfragen. Dabei wurde auch nach den wichtigsten Idealen der Hörer gefragt. Hier ergeben sich zum Teil erhebliche länderspezifische Unterschiede: Während für die Deutschen Freiheit und Frieden an oberster Stelle stehen, gefolgt von Gerechtigkeit, war für die Befragten in Frankreich Solidarität am wichtigsten, gefolgt von dem Thema Ökologie und einer guten Bildung. In Polen schließlich gab die Mehrheit an, die eigene Familie habe für sie den höchsten Stellenwert. Erst danach folgen Freiheit und das eigene Vaterland als zentrale Werte. "Was wir als öffentlich rechtlicher Rundfunk zu vermitteln haben, ist, dass nationale Identitäten und Unterschiede wie sie auch in dieser Umfrage deutlich werden ein Reichtum sind und keine Behinderung Europas", betonte Mitinitiator Dr. Willi Steul, Intendant von Deutschlandradio.
Bestätigt werden die Resultate der internationalen Befragung für Deutschland durch eine bislang unveröffentlichte repräsentative Studie der Zeitschrift "Philosophie Magazin", Medienpartner des Projekts.
Die Ergebnisse der vor zwei Jahren durchgeführten Meinungsumfrage seien im Wesentlichen deckungsgleich, unterstrich Chefredakteur Wolfram Eilenberger.
Das in Deutschland und Frankreich erscheinende Philosophiemagazin wird die Ergebnisse der Umfrage in der nächsten Ausgabe detailliert veröffentlichen und analysieren. "Die Fragestellung mag auf Anhieb irritierend klingen, aber es hat immer wieder historische Situationen gegeben, in denen Menschen bereit waren, ihr Leben für andere und für eine bessere Welt aufs Spiel zu setzen und jeder von uns kann schon morgen oder übermorgen mit einer solchen Situation konfrontiert werden," so Eilenberger.
Der vollständige Fragenkatalog sowie eine vergleichende Betrachtung der Resultate und Antworten aus allen Teilnehmerstaaten können als pdf-Datei über die Internetseiten der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten abgerufen werden.
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