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Börsen-Zeitung: Kräftemessen der Bilanzierung, Kommentar von Sabine Wadewitz zu den Plänen der US-Börsenaufsicht SEC, die internationalen Bilanzierungsstandards IFRS anzuerkennen

Frankfurt (ots)

Die US-Börsenaufsicht SEC macht Ernst mit
Plänen, die internationalen Bilanzierungsstandards IFRS für eine 
Notierung ausländischer Firmen an Wall Street anzuerkennen. Das ist 
eine Sensation, sind doch solche Forderungen seit Jahren auf dem 
Tisch. Nun bewegen sich die Gralshüter des weltgrößten Kapitalmarktes
endlich, nachdem sie zuvor bereits den Ausländern mit vereinfachten 
Delisting-Regeln entgegengekommen sind. Es scheint, dass 
internationale Interessen nun tatsächlich wahrgenommen werden - 
notgedrungen, weil Ausländer in der Wall Street nicht mehr Schlange 
stehen.
Doch die Freude ist getrübt. Dass in New York notierte Konzerne 
wie Bayer oder Deutsche Telekom künftig ihre Zahlen nicht mehr auf 
die nationalen US-Normen US-GAAP überleiten müssen, bringt zwar eine 
enorme Erleichterung. Sorgen bereitet indes das Signal, dass die IFRS
nur in Reinform akzeptiert werden sollen und nicht als IFRS-Variante,
wie sie mit dem in Europa etablierten zusätzlichen 
Anerkennungsverfahren entstanden ist. Das ruft verständlicherweise 
die Europäer auf den Plan, für die gegenseitige Anerkennung bedeuten 
muss, auf der einen Seite US-GAAP und auf der anderen die EU-Normen 
zu billigen. Zu berücksichtigen ist jedoch, dass sich die SEC mit dem
Votum für IFRS auf das Wagnis einlässt, Standards zu akzeptieren, die
in wichtigen Punkten noch im Werden sind. Zudem gibt es bislang keine
Instanz, die EU-weit oder gar global die einheitliche Anwendung 
dieser Regeln überwacht. Aus diesem Szenario heraus ist die Sorge der
Amerikaner zu verstehen.
Mit Blick auf das Ideal weltweit einheitlicher Bilanznormen sollte
immer wieder hinterfragt werden, obEuropaaufseinemeigenen IFRS-Weg 
nicht in die Sackgasse fährt. In hiesigen Verbänden herrscht zwar 
Unmut, weil der internationale Standardisierer IASB europäische 
Forderungen zu wenig berücksichtige. Als Gegenkraft entscheidend sei 
somit die Möglichkeit, bei Standards auch Nein sagen zu können. Die 
Unzufriedenheit gipfelt im Anspruch, der EU politischen Einfluss beim
IASB zu garantieren, - was dem Gedanken der Unabhängigkeit 
zuwiderliefe. Besser bleibt es, ohne Proporzdenken konstruktiv beim 
IASB mitzuarbeiten. Dies dürfte in Zukunft noch wichtiger werden. 
Denn mit der IFRS-Anerkennung werden die USA mit voller Wucht beim 
IASB auftreten.
(Börsen-Zeitung, 23.6.2007)

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