Börsen-Zeitung: Langer Atem bei Wohnungen, Kommentar zum Immobilienengagement der Deutschen Bank von Thomas List
Frankfurt (ots)
Die Deutsche Bank verstärkt ihr Immobilienengagement in Deutschland erheblich. Wurden erst im Herbst des Vorjahres 21400 Wohnungen von der DGAG erworben, kommen nun 27000 Wohnungen der Baubecon hinzu. Dabei agiert das Institut gemeinsam mit Pirelli Real Estate, mit der seit dem Vorjahr eine Kooperation besteht.
Die Bank erwartet offenbar, aus deutschen Wohnungen im internationalen Vergleich attraktive Renditen erwirtschaften zu können. Dabei ist sie im Gegensatz zu Private- Equity-Investoren wie Cerberus bereit, sich längerfristig zu engagieren. Die bisherige Entwicklung bei größeren Wohnungsbeständen hat gezeigt, dass diese sich nicht so schnell verkaufen lassen wie geplant - weder an die bisherigen Mieter noch an private Investoren. Zusätzlich belastet das steigende Zinsniveau.
Es verwundert daher nicht, dass Investoren wie Oaktree, die mit einem hohen Leverage arbeiten, ihre Wohnungsportfolios verkaufen. Dabei sind allerdings Börsengänge kaum mehr möglich. Im Moment gehen nur Verkäufe an andere Großinvestoren, wobei die verkaufende Partei wie im Falle Oaktree häufig als Teil des Kaufpreises eine Beteiligung an der neuen Gesellschaft - in diesem Fall Deutsche Wohnen - akzeptieren muss. Cerberus hat mit einer reinen Barzahlung den besseren Deal gemacht.
Ob dieser auch für die Deutsche Bank und Pirelli aufgehen wird, muss sich noch zeigen. Die Deutsche Bank ist hier besonders auf das Immobilien-Know-how von Pirelli angewiesen. Denn die Wohnungen müssen so saniert und modernisiert werden, dass sie sowohl für Mieter als auch für Käufer attraktiv sind. Nur dann werden Mieter willens sein, eine höhere Miete zu zahlen, und Käufer einen Quadratmeterpreis akzeptieren, der deutlich über den von Deutscher Bank und Pirelli im Durchschnitt entrichteten 960 Euro liegt. Machbar ist dies durchaus, wie die Erfolge alteingesessener Wohnungsprivatisierer zeigen. Von essenzieller Bedeutung ist der Aufbau eines Vertrauensverhältnisses zu den Mietern bzw. potenziellen Käufern. Eine Deutsche Bank und auch ein ausländisches Immobilienunternehmen, das wie Pirelli auf die Expertise deutscher Immobilienfachleute der DGAG und der Baubecon zurückgreifen kann, tun sich sicherlich leichter als auf eine kurzfristige Gewinnmaximierung fixierte Private-Equity-Häuser.
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