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Börsen-Zeitung: Ericssons Waterloo, Kommentar zur Gewinnwarnung des schwedischen Telekommunikationsausrüsters Ericsson von Bernd Freytag

Frankfurt (ots)

Niederlagen gewinnbringend zu vermarkten ist
nicht jedermanns Sache. "Waterloo - I was defeated, you won the war. 
Waterloo - couldn't escape, if I wanted to." Dreiunddreißig Jahre 
nach dem Grandprix-Erfolg des Popquartetts Abba muss der schwedische 
Exportschlager Ericsson von "seinem" Waterloo berichten, diesmal 
allerdings hält sich die Freude darüber doch in ganz engen Grenzen.
Ein Kursrutsch von bis zu 30% an einem Tag, zwischenzeitlich fast 
14 Mrd. Euro Marktkapitalisierung pulverisiert, ein solches Debakel 
muss man bei einem Blue Chip lange suchen. Es ist, wie Konzernchef 
Carl-Henric Svanberg einräumte, ein Tag, um demütig zu sein, besorgt 
und enttäuscht. Statt des erwarteten Gewinnanstiegs im dritten 
Quartal hat der weltgrößte Telekomausrüster ein Drittel weniger 
verdient - trotz steigender Umsätze. Und kaum ein Beobachter geht 
davon aus, dass sich die Margen schon bald wieder erholen. Ericsson 
hat also auf die Gewinnwarnung für das laufende Jahr gleich noch eine
für den nächsten Turnus draufgepackt. Das ist schwere Last für die 
Investoren.
Auslöser dieser Entwicklung ist ausgerechnet der Erfolg der 
Schweden in den Entwicklungsländern. Ericsson ist nämlich gerade dort
gut im Geschäft, wo die Gewinne von morgen winken: in China, in 
Indien, in Indonesien. Dort aber werden die Netze gerade 
"ausgerollt", und wer mit dabei sein will, muss mit Blick auf 
kommende lukrative Wartungsaufträge zunächst niedrige Preise 
akzeptieren. Im Gegenzug werden Netze in Industrieländern derzeit 
aber nicht wie erwartet aufgerüstet, damit fehlt dem Konzern ein 
gewinnbringendes Gegengewicht.
Svanberg hat seit seinem Amtsantritt 2003 glänzende Arbeit 
geleistet und für die schwedische Industriellenfamilie Wallenberg die
Kartoffeln aus dem Feuer geholt. Der Konzern stand damals vor dem 
Bankrott, heute ist er profitabler Marktführer. Der Kursrutsch 
spiegelt vor allem die Enttäuschung wider, dass selbst so einer den 
Markt falsch einschätzte. Die Verlagerung der Gewinne in die Zukunft 
rechtfertigt ohne Frage einen Bewertungsabschlag heute, aber keinen 
Exodus aus einem nach wie vor glänzend aufgestellten Konzern. Die 
Investitionen in Asien werden sich auszahlen. Und vor den 
krisengeschüttelten Konkurrenten Nokia Siemens Networks und 
Alcatel-Lucent jedenfalls muss sich Ericsson noch immer nicht 
verstecken. Svanberg hat eine zweite Chance verdient.

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