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Börsen-Zeitung: Eine neue VW-Ära, Kommentar von Gottfried Mehner zum jüngsten Quartalsergebnis des Automobilkonzerns

Frankfurt (ots)

Eine aufregende Volkswagen-Woche liegt hinter
uns. Damit ist natürlich nicht die "Volkswagen-Woche" nach 
Wolfsburger Verständnis gemeint, bei der es um die zweifelhafte 
Errungenschaft der 28,8- Stunden-Woche ging, sondern die schnelle 
Abfolge der jüngsten Ereignisse. Am Dienstag ging es mit der 
Brüsseler Entscheidung zum "VW-Gesetz" los, die das Tor für den 
künftig maßgeblichen Porsche-Einfluss weit aufstieß und eine beherzte
industrielle Großspekulation mit einem überschaubaren Mitteleinsatz 
glänzend aufgehen ließ; am Mittwoch gab es dann rote Ohren für die 
Wolfsburger Arbeitnehmerbank in Sachen einer verstärkten 
Mitbestimmungsvertretung in der Porsche Automobil Holding SE. Am 
Freitag schließlich folgte die Vorlage der Neunmonatszahlen.
Letztere fielen leicht besser aus als erwartet. Nachdem in den 
ersten neun Monaten bereits vor Steuern 4,7 Mrd. Euro zusammenkamen, 
ist die für das Gesamtjahr avisierte Ausbeute von "mindestens" 5,1 
Mrd. Euro schon weitgehend im Sack. VW verdient in diesem Jahr seit 
langem wieder einmal die Kapitalkosten. Ausgewirkt hat sich der 
Wegfall von Sonderposten, die im Vorjahr allein mit 1,7 Mrd. Euro 
belasteten. Bei den Sachinvestitionen ist unverändert Schmalhans 
angesagt. Zudem machen sich die Effizienzsteigerungen aus den beiden 
For-Motion-Paketen zunehmend bemerkbar.
Ansonsten wurde Volkswagen seinem Ruf als Massenhersteller voll 
gerecht. Es bedurfte einer Absatzsteigerung von 11,8% im Ausland, um 
einen inländischen Absatzrückgang von 6,1% auszugleichen. Die 
Auslandsquote erreichte 75,4%, wobei VW vor allem in Brasilien und 
China wieder besser ins Spiel kam. Zu dieser Absatzstruktur passt 
unverändert nicht die inlandszentrierte Aufstellung. Knapp 52% der 
weltweit 328000 Mitarbeiter sind im Inland beschäftigt. VW versucht 
durch eine Vorwärtsstrategie die inländische Hochkostenbasis für 
verstärkte Exporte zu nutzen. Beim hohen Euro-Kurs und der im 
Quervergleich zu den Peers schlechtesten Dollar-Absicherung sind die 
Möglichkeiten dafür beschränkt. Das alles ist altbekannt.
Viel interessanter ist, was Porsche eigentlich vorhat. 
Werksschließungen sind bei VW weiterhin nicht gegen die Interessen 
der Inlandsbeschäftigten möglich. Nur mit Karacho wird Porsche nicht 
weit kommen.
(Börsen-Zeitung, 27.10.2007)

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