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Börsen-Zeitung: Blessings Hypothek, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Quartalsergebnis der Commerzbank und zum angekündigten Wechsel an der Spitze

Frankfurt (ots)

Im deutschen Kreditgewerbe war für die Abteilung
Frohsinn schon immer die Commerzbank hauptzuständig. Doch erweist 
sich die Zuversicht, die der amtierende Vorstandssprecher Klaus-Peter
Müller stets besonders überzeugend darbietet, mitunter als reiner 
Zweckoptimismus. Insofern sollte auch eine Aussage wie jene, die 
aktuellen Zahlen zeigten, "dass die Commerzbank hält, was sie 
verspricht", unter den eigenkapitalpflichtigen Risikoaktiva gebucht 
werden.
Tatsächlich wird dem Publikum eine traurige Wahrheit in leichter 
verdaulichen Portionen serviert. Gewiss, da sind die Gelben in guter 
Gesellschaft. Citigroup muss auf zuvor kommunizierte Wertkorrekturen 
von 6,5 Mrd. Dollar bis zu 11 Mrd. Dollar drauflegen. Bei Merrill 
Lynch hat sich der Wertberichtigungsbedarf auf fast 9 Mrd. Dollar 
verdoppelt. Daran gemessen geht es bei der Commerzbank um Peanuts. In
der Relation indes sieht die Sache sogar wilder aus als bei den 
US-Kolossen. Ursprünglich hatte Deutschlands zweitgrößte Bank 
verbreitet, sie werde mit Abschreibungen von 80 Mill. Euro auf ihre 
Subprime-Investments (1,2 Mrd. Euro) über die Runden kommen. Seit 
September wurde die Prognose sukzessive einkassiert, nun ist man beim
Vierfachen des Ausgangswerts angelangt - Wiedervorlage nach dem 
vierten Quartal. Dass die Commerzbank sich in diesem unsicheren 
Umfeld, mitten in der schwersten Finanzmarktkrise seit langem, 
bereits jetzt auf eine höhere Dividende festlegt, könnte für den 
künftigen Vorstandssprecher Martin Blessing noch zu einer schweren 
Hypothek werden.
Müllers vorzeitigen Abschied in eine Reihe mit den Rücktritten von
Stanley O'Neal (Merrill) und Charles Prince (Citi) zu stellen, hieße 
freilich, es mit den Parallelen maßlos zu übertreiben: da gibt es 
keine, und unter günstigen Umständen wird Blessing von seinem 
Vorgänger ja ein Haus in wirklich vorzeigbarer Verfassung übernehmen.
Das macht eine Corporate-Governance-Interpretation à la Commerzbank 
aber auch nicht besser. "KPM", der im Februar versichert hatte, er 
wolle seinen bis 2010 laufenden Vertrag erfüllen, "wenn man mich 
lässt", äußert neun Monate später den "Wunsch", im Mai 2008 aus dem 
Vorstand auszuscheiden. So schnell geht das. Unter sehr flexibler 
Auslegung der einschlägigen Regeln wird der 63-Jährige dann den 
Aufsichtsratsvorsitz übernehmen - ein Wechsel, der Ausnahme sein 
soll, aber bei der Commerzbank ausnahmslose Regel ist.
(Börsen-Zeitung, 7.11.2007)

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