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Börsen-Zeitung: VerSIVt, Kommentar von Bernd Wittkowski zur Stützung von Zweckgesellschaften mit Multimilliarden-Kreditlinien durch die WestLB und andere

Frankfurt (ots)

Fast alles "Triple-A", keine drohenden Ausfälle,
Liquidität auskömmlich - so ungefähr lautete im Sommer die 
Standardauskunft deutscher Banken, wenn sie auf ihr Engagement am 
Subprime-Markt und in dessen Umfeld angesprochen wurden. Nicht 
zuletzt einzelne Landesbanken vollbrachten kommunikative 
Meisterleistungen im Kleinreden großer Risiken.
Nach und nach wird nun immer deutlicher, dass nach dem Auffliegen 
der Fälle IKB und SachsenLB manches Institut zwar mit offenen, aber 
leider gefälschten Karten gespielt hat. Mit ein wenig Sachverstand 
war schon damals erkennbar, dass erstens längst nicht überall 
"Triple-A" drin ist, wo dieses Gütesiegel draufklebt. Und dass 
zweitens eine Bonitätsnote, selbst wenn sie als Momentaufnahme die 
Realität halbwegs korrekt widerspiegeln sollte, keine Garantie für 
die Ewigkeit ist. Heute kommt es eben vor, dass Emissionen auf einen 
Rutsch um 17 Stufen heruntergesetzt werden, aus vermeintlichem Gold 
also unversehens Schrott wird.
Doch immer noch wollen betroffene Häuser den Investoren und dem 
Publikum, vielleicht auch sich selbst, ein X für ein U vormachen. Die
Stützung von Zweckgesellschaften mit Multimilliarden-Kreditlinien 
wird, wie bei der WestLB, zu verharmlosen versucht: Die Positionen 
der Structured Investment Vehicles (SIV) würden in den Marktpreisen 
(soweit von einem Markt die Rede sein kann) nicht angemessen 
bewertet. Doch viele Portfolien der SIVs sind, wie 
Finanzaufsichtschef Jochen Sanio, ein Freund von Wortspielen, schon 
früher konstatierte, schlicht "versifft". Die Hochfinanz in Frankfurt
erzählt sich hinter vorgehaltener Hand, viele deutsche Adressen 
wüssten bis heute nicht, welche konkreten Risiken sie in den Büchern 
- bzw. außerhalb derselben - haben. Wohl wahr: Im Fall IKB musste 
Hauptaktionär KfW gerade erst bass erstaunt feststellen, welche 
Überraschungen etwa hinsichtlich versteckter Rückgarantien oder 
Exklusivrechten für "Super Senior Holder" ein Verkaufsprospekt noch 
bieten kann.
Derweil träumt die NRW-Landesregierung davon, aus zwei Siechen 
einen Kerngesunden zu zaubern: Eine vereinte WestLB/IKB soll den 
Finanzplatz Düsseldorf retten. Und die Kapitalerhöhung, die freilich 
bei beiden Instituten auch ohne deren Verbindung ohnehin bald fällig 
werden dürfte? Der Steuerzahler hat's ja. Das ist Realsatire vom 
Allerfeinsten. Wäre die Wirklichkeit nicht so furchtbar traurig, 
könnte man sich glatt kaputtlachen.
(Börsen-Zeitung, 5.12.2007)

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