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Börsen-Zeitung: Machtlose Zentralbanken, Kommentar von Kai Johannsen zur konzertierten Aktion führender Notenbanken, die Märkte neuerlich mit Liqidität zu versorgen

Frankfurt (ots)

Die Krise in ihrem Lauf hält auch die
Zentralbank nicht auf. Derartig schlicht und ergreifend lassen sich 
die neuerlichen Anstrengungen der amerikanischen Notenbank und der 
übrigen G10-Zentralbanken einordnen. Die Währungshüter können mit 
Leitzinssenkungen oder immer neuen Liquiditätsspritzen die 
Marktteilnehmer nicht aus der Subprime-Krise herausführen. Die 
Maßnahmen sind allenfalls geeignet, die Schmerzen ein wenig zu 
lindern.
Das eigentliche Problem lösen sie nicht. Ein kollabierender 
Immobilien- und Hypothekenmarkt, haushoch überschuldete 
Privathaushalte, anhaltendes Misstrauen der Banken auf der 
Refinanzierungsseite, aufgeblähte Positionen in diversen 
Credit-Produkten, die offensichtlich nicht das Papier wert sind, auf 
dem sie stehen, und nun noch das Übel der Margin Calls, die eine 
Reihe von institutionellen Anlegern nicht mehr bedienen kann - das 
ist das toxisches Gemisch, das die Credit-Märkte immer tiefer 
abrutschen lässt. Und dazu gesellen sich noch grottenschlechte 
US-Konjunkturdaten, die die Marktteilnehmer nur in einem bestätigen: 
Die Rezession ist in vollem Gange. Die Frage ist nur: Wie tief wird 
sie greifen?
Tief blicken lassen auch die neuerlichen Maßnahmen der Fed. Sie 
hat die Kriterien für die Wertpapiere, die gegen Geld bei ihr als 
Sicherheit eingeliefert werden können, weiter aufgeweicht. Nun 
akzeptieren die US-Notenbanker auch noch Bonds, die quasi im Zentrum 
der Krise stehen. Und dazu gehören Papiere von Agencies wie Freddie 
Mac oder Fannie Mae und hypothekengesichertes Bond-Material. Durch 
die Märkte geistert immer mal wieder das Gerücht, dass auch 
Subprime-Papiere darunter sein könnten.
Wenn die Fed bereit ist, krisengebeutelte Bonds als 
Wertpapiersicherheit gegen Dollar hereinzunehmen, fragen sich die 
Marktteilnehmer, welche Informationen die Fed noch in Sachen 
Subprime- und Finanzmarktkrise hat. Wie stark sind beispielsweise 
manche Institutionen mit ihren Margin Calls in Verzug? Die Experten 
von JPMorgan sprechen schon vom systemischen Margin Call, also extrem
voluminösen Sicherheitenforderungen, die bei einem Ausfall die 
ohnehin schon arg in Bedrängnis geratenen Institute noch dichter an 
den Abgrund schieben. Bleibt die Frage: Wen versucht die Notenbank 
gerade zu retten?
(Börsen-Zeitung, 12.3.2008)

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