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Börsen-Zeitung: In Feierlaune, Kommentar zu den neuen Milliardenbelastungen bei UBS und Deutsche Bank von Carsten Steevens

Frankfurt (ots)

Ein Dreivierteljahr nach Ausbruch der
Finanzmarktkrise scheint die Investoren so schnell nichts mehr 
schockieren zu können. Da geben zwei Schwergewichte der Bankenwelt 
neue Milliardenbelastungen in einem Geschäftsquartal bekannt. Und was
passiert an der Börse? Statt im Tal der Tränen sind die Anleger in 
Feierstimmung. Die UBS-Aktie legte um gut 12% zu, das 
Deutsche-Bank-Papier zog um knapp 4% an und gehörte damit zu den 
stärksten Werten im Dax.
Fast zynisch
Es wäre ja verständlich gewesen, hätten sich Investoren nach den 
neuesten Hiobsbotschaften aus Zürich und Frankfurt auf breiter Front 
aus dem Staub gemacht. Allein die Zahlen sind schwindelerregend, und 
so mutet die Reaktion an den Börsen schon fast zynisch an. Da 
verdoppeln sich beim Schweizer Marktführer allein in den ersten drei 
Monaten des Jahres mit rund 12,1 Mrd. Euro die bis dato aufgelaufenen
Belastungen durch Engagements am US-Ramschhypothekenmarkt. Da 
vermeldet der deutsche Branchenprimus mit 2,5 Mrd. Euro höhere 
Wertkorrekturen als im dritten und vierten Quartal 2007 zusammen. Und
doch macht sich - zumindest an diesem einen Tag - Erleichterung 
breit: Es hätte auch noch schlimmer kommen können.
Dabei ist das, was die UBS gestern kundtat, nicht weniger als eine
Katastrophe für den weltweit größten Vermögensverwalter und mithin 
auch für den gesamten Schweizer Finanzplatz. Die Wertkorrekturen im 
Zusammenhang mit der US-Hypothekenkrise summieren sich auf 
mittlerweile fast 40 Mrd. sfr (25,5 Mrd. Euro), für das erste Quartal
2008 avisiert die bisherige Vorzeigebank der Eidgenossen einen 
Verlust von 12 Mrd. sfr (7,6 Mrd. Euro). Und ob das Ende der 
Fahnenstange erreicht ist, muss nach den Erfahrungen der vergangenen 
Monate bezweifelt werden, selbst wenn die nationale Bankenaufsicht 
der UBS zur Seite springt und ihr aktuell einen konservativen Umgang 
mit problembehafteten Positionen bescheinigt. Das kollektive 
Kopfschütteln über die Bank zeigt sich indes auch in den 
Ratingkürzungen, mit denen Standard & Poor's und Moody's auf die 
Hiobsbotschaft reagierten.
Die UBS, die 2005 und 2006 noch mit Konzerngewinnen über 12 Mrd. 
sfr glänzte, 2007 aber wegen der Problemengagements erstmals mit 4,4 
Mrd. sfr (2,8 Mrd. Euro) einen Jahresverlust einfuhr, muss sich zum 
zweiten Mal innerhalb weniger Wochen neues Kapital besorgen. Bis weit
ins vergangene Jahr hinein war dies schlicht unvorstellbar. Nach den 
13 Mrd. sfr, die der Staatsfonds GIC aus Singapur sowie ein 
unbekannter Investor aus dem Nahen Osten inzwischen eingeschossen 
haben, sollen nun weitere 15 Mrd. sfr eingeworben werden - dieses Mal
mit Bezugsrecht für die Altaktionäre.
Dass die Emission von einem Bankensyndikat unter Beteiligung von 
JPMorgan, Morgan Stanley, BNP Paribas und Goldman Sachs in vollem 
Umfang garantiert wird, ist gut für die UBS, weil Kunden und 
Investoren Vertrauen signalisiert wird, Vertrauen in die Zukunft der 
Bank - trotz nicht absehbarer Risiken im weiteren Verlauf der 
Finanzmarktkrise. Die UBS muss nach dem abschreckenden Beispiel der 
amerikanischen Investmentbank Bear Stearns nicht befürchten, dass 
ihre Aktien zum Schleuderpreis verramscht werden, falls die 
Altaktionäre nicht mitziehen sollten. Auch werden so Risiken 
minimiert, missliebige Investoren zu Engagements einzuladen und die 
UBS zum Spielball von Hedgefonds werden zu lassen. Die am Syndikat 
beteiligten Institute werden sich die Garantie etwas kosten lassen. 
Dass sie die Gebühreneinnahmen wiederum nutzen könnten, um eigene 
Belastungen durch die Finanzmarktkrise abzufedern, wäre aber wohl zu 
viel der Ironie.
Gut auch für die UBS, dass sie ihre Zukunft schon nach der 
Generalversammlung am 23. April ohne ihren "Macher" Marcel Ospel 
angehen kann. Die Ära des Taktikers nimmt früher als erwartet ihr 
absehbar unrühmliches Ende. In seiner Funktion als 
Verwaltungsratspräsident zuallererst verantwortlich für die tiefe 
Krise der Bank sah Ospel sich seit Monaten immer heftigeren 
Schmähungen ausgesetzt. Mit den neuerlichen Belastungen und der 
zweiten Kapitalspritze wurde eine personelle Zäsur für die UBS 
unabdingbar.
Fest im Sattel
Fest im Sattel als Vorstandsvorsitzender der Deutschen Bank sitzt 
hingegen trotz der neuerlichen Milliardenbelastung Josef Ackermann. 
Zwar drohen auch den Frankfurtern weitere Wertberichtigungen vor 
allem auf Kredite zur Finanzierung großer Übernahmen, die sich wegen 
der Finanzmarktkrise derzeit nicht an Investoren weiterverkaufen 
lassen. Doch steht die Bank, die nach wie vor an ihrem Gewinnziel von
8,4 Mrd. Euro vor Steuern in diesem Jahr festhält und anders als 
aktuell auch die US-Investmentbank Lehman Brothers keine akute 
Kapitalnot bekämpfen muss, vergleichsweise stabil da. Seit 
Jahresbeginn hat die UBS rund 40% ihres Börsenwerts verloren, die 
Deutsche Bank 15%. Dass beide Institute am ersten Tag nach 
Quartalsende über die erwarteten Belastungen informierten, war im 
Interesse größtmöglicher Transparenz unter den Finanzmarktakteuren.

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