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Börsen-Zeitung: Rückschläge zu befürchten Kommentar "Marktplatz" zum Börsengeschehen, von Dieter Kuckelkorn.

Frankfurt (ots)

Wie sich das Bild an den Märkten in kurzer Zeit
gewandelt hat: Der Euro ist am Freitag fast bis auf 1,50 Dollar 
gerutscht. Die Gemeinschaftswährung befindet sich damit auf dem 
tiefsten Stand seit fünf Monaten. Der Ölpreis setzt seine Talfahrt 
fort, er war zeitweise bereits unter 116 Dollar je Barrel angekommen.
In einem solchen Umfeld geht es dem Aktienmarkt gut. Der schwächere 
Euro verbessert die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen auf
dem Weltmarkt und damit die Exportaussichten der Konzerne, was 
Rückwirkungen auf deren Ertragslage haben sollte.
Der starke Dollar kompensiert zwar einen Teil der Einsparungen 
durch die niedrigeren Energie- und Rohstoffkosten. Unterm Strich 
bleibt aber dennoch ein deutlich positiver Effekt übrig. 
Dementsprechend hat sich der Dax vorerst oberhalb von 6500 Punkten 
etabliert, vor etwa einem Monat noch hatte die Gefahr bestanden, dass
er  unter 6000 Zähler rutschen könnte.
Der Euro hat binnen eines Monats rund 10 US-Cent eingebüßt, er 
befindet sich damit fast schon im freien Fall. Für die jüngsten 
Verluste ist zumindest vordergründig Jean-Claude Trichet 
verantwortlich. Der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) 
hatte auf einer Pressekonferenz im Anschluss an die Zinssitzung des 
EZB-Rats am Donnerstag eingeräumt, dass sich die konjunkturellen 
Aussichten für die Eurozone deutlich eingetrübt haben. Darüber hinaus
ließ er durchblicken, dass der EZB-Rat derzeit eine neut rale 
Position einnimmt und weder zu einer Senkung noch zu einer Anhebung 
des Leitzinses tendiert. Die Notenbank ist derzeit also 
offensichtlich besorgter wegen der konjunkturellen Lage als noch vor 
wenigen Wochen.
Eine echte Überraschung stellen die Trichet-Äußerungen  freilich 
nicht dar. Dass sich das Wirtschaftswachstum auch in Europa 
abschwächt, sollte mittlerweile geläufig sein. Und dass es sich die 
EZB angesichts der immer noch erheblichen Inflationsgefahren kaum 
leisten kann, mit einer Drehung an der Zinsschraube für einen 
gewissen konjunkturellen Schub zu sorgen, müsste inzwischen 
eigentlich auch Allgemeingut sein. Dass die Reaktion am Devisenmarkt 
dennoch so heftig ausfällt, darf also als erstaunlich bezeichnet 
werden - obwohl negative Mak rodaten aus Europa und positive aus den 
USA als weitere Faktoren eine Rolle spielten. Die von den USA 
ausgehende Finanzmarktkrise ist nämlich keineswegs überwunden, wie 
erst am Freitag der höher als erwartet ausgefallene Verlust bei dem 
US-Hypothekenrefinanzierer Fannie Mae deutlich macht. Die in den USA 
bestehenden Risiken sind noch längst nicht überschaubar.
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Insofern drängt sich der Eindruck auf, dass das Umfeld für die 
Aktienmärkte nicht so freundlich bleiben wird, wie es sich 
gegenwärtig darstellt. Beim Währungspaar Euro/Dollar ist damit zu 
rechnen, dass die Gemeinschaftswährung wieder aufholen wird - auch 
wenn das Momentum des Greenback noch eine kurze Zeit anhalten kann. 
Außerdem scheinen die Credit-Märkte neues Ungemach zu signalisieren: 
Während die Dividendentitel sehr freundlich tendierten, ist zu 
beobachten, dass die Spreads von Credit Default Swaps in Europa nach 
oben ausbrechen. Sollte es nachhaltig zu höheren Spread-Niveaus 
kommen, rechnen Analysten auch mit Rückschlägen am Aktienmarkt. Im 
Verlauf der Aktienmarktkrise hat sich der Credit-Markt als ein recht 
zuverlässiger Frühindikator erwiesen; so zeigte er den Rückschlag, 
der den Aktienmarkt im Frühjahr erwischte, vorher an.
Gerade mit Blick auf die vom Credit-Markt gesendeten Signale 
erscheint es unwahrscheinlich, dass der Aktienmarkt die jüngsten 
stattlichen Gewinne verteidigen kann. Zu befürchten ist vielmehr, 
dass es zu Rückschlägen kommt und dass der Dax in den kommenden 
Monaten seine Jahrestiefs noch einmal antesten wird, bevor es dann zu
einer nachhaltigen Erholung kommen kann. Es ist nach wie vor davon 
auszugehen, dass es sich aktuell um eine Bärenrally handelt, also um 
eine begrenzte Aufwärtsphase in einem länger andauernden 
Abwärtstrend.

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