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Börsen-Zeitung: Eine Frage der Zeit, Kommentar zum Rettungspaket für US-Autobauer von Peter De Thier

Frankfurt (ots)

Kein Wunder, dass sich die "Big Three" aus
Detroit benachteiligt fühlen. Nachdem der Kongress Anfang Oktober ein
700 Mrd. Dollar schweres Rettungspaket für die angeschlagenen 
Geldhäuser verabschiedet hatte und die Märkte trotzdem weiter 
einbrachen, beschlossen Finanzminister Henry Paulson und die 
Bankenchefs in einer Nacht-und-Nebel-Aktion, dass 250 Mrd. Dollar aus
dem Topf in direkte staatliche Beteiligungen fließen. Bald danach 
hieß es dann, das gesamte Geld müsse in Form von Finanzspritzen den 
Finanzinstituten bereitgestellt werden.
Warum also die ganze Aufregung um mickrige 14 Mrd. Dollar für die 
Autobauer, eine der traditionsreichsten US-Industrien, wenn die 
Banken ein Zigfaches davon einstecken, ohne mit der Wimper zu zucken?
Sowohl Demokraten als auch Republikaner, die bis zuletzt verbissen um
einen Überbrückungskredit für General Motors (GM), Ford und Chrysler 
rangen, sprechen von einem hinkenden Vergleich. Dem Bankenplan, der 
als "notwendiges Übel" angesehen wird, habe man wegen des 
systemischen Risikos zugestimmt, das bei den Autokonzernen angeblich 
nicht gegeben ist. Da aber liegen sie falsch: Sollte auch nur eines 
der Unternehmen untergehen, dann könnte dies nach Angaben des 
unabhängigen Center for Automotive Research bis zu 2,4 Millionen 
Arbeitsplätze in der Autoindustrie, bei Zulieferern, Händlern sowie 
anderen angegliederten Branchen vernichten.
Auch würde eine Pleite die Kreditwirtschaft hart treffen, wo 
Forderungsausfälle sowie weitere, immense Wertberichtigungen 
unvermeidlich wären und Hoffnungen auf eine nachhaltige 
Stabilisierung der Finanzmärkte im Keime erstickt würden. Dass es 
sich bei der Krise der Autoindustrie also in der Tat um ein weiteres 
systemisches Risiko handelt, wissen die Politiker in Washington sehr 
wohl. Deswegen ist es nur eine Frage der Zeit, bis die letzten 
Konfliktpunkte behoben sind und der Geldhahn aufgedreht wird.
Auch ist es durchaus sinnvoll, angesichts der verheerenden 
strategischen Fehler der Vergangenheit die Autokonzerne unter strenge
staatliche Aufsicht zu stellen und grundlegende Reformen zu fordern. 
Unklar ist etwas anderes: 15 Mrd. Dollar wirken tatsächlich wie ein 
Tropfen auf den heißen Stein. Dass das Geld auch nur annähernd 
ausreichen wird, stößt bei vielen Experten auf berechtigte Skepsis.

Pressekontakt:

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