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Börsen-Zeitung: Der nächste Staatsstreich, Kommentar zum neuen Maßnahmepaket der britischen Regierung gegen die Kreditkrise von Norbert Hellmann

Frankfurt (ots)

Die britische Regierung hat sich auf die Fahnen
geschrieben, die Kreditkrise in den Griff zu bekommen - zur Not mit 
Gewalt. Ihr neues "Stützungspaket" mag wie ein großzügiges Angebot 
wirken, das britischen Banken ermöglicht, unerwünschte Risiken 
abzusichern und neue Garantien zu erhalten. Dahinter steht allerdings
nicht länger der Wunsch, Banken eine unabhängige Existenz im widrigen
Marktumfeld zu sichern, sondern ihr Kreditvergabeverhalten so zu 
ändern, dass es ins Regierungskonzept der wirtschaftlichen 
Stimulierung passt. Das ist äußerst problematisch.
Es geht darum, Marktmechanismen, die vor der Finanzkrise 
funktioniert haben, mit Gewalt wieder in Gang zu bringen. Doch sind 
die Voraussetzungen dafür gegeben? Im Blick zurück erscheint das 
erste Maßnahmenpaket der britischen Regierung, das anschließend 
bedingt auch auf internationaler Ebene Schule machte, als spektakulär
gescheitert. Im Oktober hatte die Regierung gefährdeten Banken eine 
breite Eigenkapitalzufuhr ermöglicht. Gleichzeitig wurde eine 
Staatsgarantie für neue Kapitalmarkttitel geboten.
Vielleicht ist es damit gelungen, einen systemischen Zusammenbruch
zu verhindern; so gesehen sind die Maßnahmen kaum als falsch zu 
kritisieren. Falsch aber waren die daran geknüpften Hoffnungen, 
dadurch die Kreditvergabe an Unternehmen rasch ankurbeln zu können. 
Ob dies jedoch durch die neuen, am Montag vorgestellten Maßnahmen 
erreicht wird, ist ebenfalls fraglich.
Innovativ ist sicherlich ein neues Arrangement zur Absicherung von
Risiken in den Bankbilanzen, das den Banken eine Verlustbegrenzung 
ermöglicht. Sinnvoll mögen auch die Maßnahmen sein, Asset Backed 
Securities zusätzlich zu garantieren. Damit werden aber nur 
Voraussetzungen für ein Angebot geschaffen, für das es im 
Zweifelsfall keine Nachfrage gibt.
Niemand kann garantieren, dass damit "Märkte" in Gang kommen, die 
einen solchen Namen verdienen. An der Börse sieht man das 
Regierungspaket denn auch eher als letzte Tankstelle vor der 
drohenden Verstaatlichungswüste. Entsprechend dramatisch ist der 
neuerliche Kursverfall derjenigen Banken, an denen die Regierung 
bereits beteiligt ist. Meint sie es mit ihren Zielen ernst, wird 
nicht nur Royal Bank of Scotland, sondern auch die neu formierte 
Lloyds Banking Group ganz verstaatlicht.

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