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Börsen-Zeitung: Fiat eröffnet das Spiel, Kommentar zur Fiat-Allianz mit Chrysler von Giovanni Binetti

Frankfurt (ots)

Fiats Chef Sergio Marchionne hat die Märkte
vorbereitet. Er hat im Dezember klipp und klar gesagt, die derzeitige
Krise in der Autobranche werde nur noch fünf oder sechs große 
Anbieter übrig lassen. Er begab sich auf Partnersuche, und zwar aus 
einer Position der Stärke, wie er es nannte. "Wir haben das Spiel 
eröffnet. Und wir werden es sein, die darüber entscheiden, wie und 
mit wem wir den nächsten Zug machen."
Kaum jemand hatte erwartet, dass Marchionnes nächster Zug so bald 
folgen würde. Fiat ist damit der erste Autokonzern weltweit, der auf 
die Krise reagiert und dabei nicht auf staatliche Hilfen 
zurückgreift. Dass Fiat mit Chrysler anbändelt, damit haben die 
wenigsten gerechnet. Tatsächlich steckt ein hohes Synergiepotenzial 
in dieser Verbindung. Chrysler braucht dringend Know-how bei 
Kleinwagen und Umwelttechnologien, Fiat will ihre Autos in den USA 
verkaufen.
Allerdings birgt die Verbindung auch Risiken. Chrysler ist mit 
Sicherheit der schwächste der drei angeschlagenen US-Autobauer. 
Einige Experten bezweifeln gar, dass die Gruppe die derzeitige Krise 
überleben kann. Fiat begibt sich also auf Glatteis. Allerdings sind 
die Voraussetzungen andere als damals, als Daimler Chrysler 
schluckte. Fiat ist in anderen Segmenten tätig und ergänzt sich viel 
besser mit Chrysler. Und Fiat hat sich abgesichert, dass kein Geld an
den Partner überwiesen werden muss. Marchionne hat Erfahrungen mit 
US-Partnern. Ihm gelang es, dass Fiat blendend dabei wegkam, als die 
Partnerschaft mit GM aufgelöst wurde. Für die positive Reaktion der 
Börse auf die jüngste Fiat-Initiative sorgte auch der Faktor 
Marchionne. Er hat Probleme gelöst, die als unlösbar galten. Er hat 
es geschafft, dass "Fiat" und "Gewinn" kein paradoxes Wortpaar mehr 
sind.
Sicher, eine Garantie für die Zukunft ist das nicht. Bedenkt man 
aber, wo Fiat vor fünf Jahren stand, dann sollte die Tatsache, dass 
der italienische Konzern heute dieses Geschäft mit Chrysler 
initiieren kann, zuversichtlich stimmen. Wenn Marchionne das gelingt,
was er mit seiner Spieleröffnung bezweckt, dann wird Fiat als einer 
von wenigen Konzernen weltweit fortbestehen. Das wäre die konsequente
Fortsetzung der Sanierung von Fiat. Auf jeden Fall ist es der 
Startschuss für eine weltweite Konsolidierungsrunde. Danach wird die 
Autowelt eine andere sein.

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