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Börsen-Zeitung: Berliner Schuldenspirale Kommentar zur Staatsverschuldung, von Stephan Lorz.

Frankfurt (ots)

Jetzt nimmt der Drehimpuls der Schuldenspirale
in Deutschland wieder zu: Auf 3% des Bruttoinlandsprodukts (BIP) soll
das Defizit der öffentlichen Haushalte im laufenden Jahr wachsen, 
sogar auf 4% im Jahr darauf. Danach soll es dem aktualisierten 
Stabilitäts bericht der Bundesregierung zufolge wieder unter die 
Maastricht-Grenze von 3% fallen - allerdings nur, sofern sich die 
Rezession in Grenzen hält. Angesichts der weltweit dramatischen 
Wirtschaftslage und des sich in Windeseile verschlechternden 
deutschen Arbeitsmarkts dürfte das allenfalls ein Hoffnungswert sein.
Die Bundesregierung glaubt eben an ihr Rettungspaket. An einen 
weniger optimalen Konjunkturverlauf wagen die Koalitionäre im 
Superwahljahr gar nicht erst zu denken.
Aber selbst wenn das Wachstum bald wieder anspringt, zeigt sich 
mit Blick auf die Gesamtverschuldung, wie schnell die 
Konsolidierungserfolge der vergangenen paar Jahre durch überraschende
Steuereinbrüche und Konjunkturprogram me wieder zunichtegemacht 
werden können. Die Staatsverschuldung wird dem Bericht zufolge von 
gut 65% des BIP bis 2012 auf über 72% steigen - hart an der Grenze 
dessen, was Ratingagenturen für die Top-Bonität der Bundesrepublik 
gerade noch für akzeptabel halten. Eine Herabstufung wäre fatal, wie 
die Beispiele Griechenland, Spanien und Italien zeigen. Die Zinslast 
nähme rapide zu, der Haushaltsspielraum würde noch geringer als 
ohnehin schon.
Da darf jetzt nichts mehr passieren. Umso mehr verwundert 
angesichts dessen das Hickhack von Bund und Ländern um eine 
Schuldenbremse. Ohne ein solches Instrument verlöre Deutschland bei 
seinen Investoren und den eigenen Bürgern angesichts der 
Mega-Verschuldung auch noch das letzte Vertrauen. Die Länder sträuben
sich gegen eine allgemeingültige Festlegung. Und auch im Bund gibt es
Widerstände - vor allem bei den Wahlkämpfern: Bundeskanzlerin Angela 
Merkel will trotz dramatisch hoher Defizite mit dem Versprechen von 
Steuerentlastungen in den Wahlkampf ziehen. Eine Reform der 
Steuerstruktur? Ja, sie ist absolut notwendig, sogar längst 
überfällig. Aber eine Gesamtentlastung? Auf keinen Fall angesichts 
der desaströsen Haushaltslage! Würde Merkel aber zuvor eine rigide 
Schuldenbremse durchsetzen und dann auf eine saftige Steuerentlastung
dringen - der Respekt aller wäre ihr sicher.
(Börsen-Zeitung, 3.2.2009)

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