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Börsen-Zeitung: In Treue fest? Kommentar von Peter Olsen zur Volkswagen-Hauptversammlung

Frankfurt (ots)

Für die Porsche-Verantwortlichen hat diese Woche
mit ungewohnt heftigen Spekulationen um den Fortgang des Projekts der
Volkswagen-Übernahme begonnen. Der Sportwagenbauer habe sich 
verhoben, benötige frisches Kapital, Volkswagen könnte in einem 
Reverse Takeover Porsche schlucken und die bisherigen Stuttgarter 
Erfolgsgaranten, Vorstandschef Wendelin Wiedeking und Finanzvorstand 
Holger Härter, hätten nun das Vertrauen der Eigentümerfamilien 
verloren - die Ablösung der beiden stehe unmittelbar bevor.
Aber beim Einmarsch auf das Podium der VW-Hauptversammlung in 
Hamburg gaben sich die Akteure des seit langem schlagzeilenträchtigen
Übernahmeprozesses erwartungsgemäß keine Blöße. Die spaßhaft an 
VW-Chef Martin Winterkorn gerichtete Aufforderung, er möge doch wie 
einst Deutsche-Bank-Vormann Josef Ackermann das Siegeszeichen machen,
lehnte der VW-Lenker lachend ab. Auffallend, wie sich alle Vorstände 
und Aufsichtsräte um den Anschein der Normalität bemühten. Winterkorn
betonte in seiner Rede explizit, er sei sicher, "dass wir unsere 
Partnerschaft im laufenden schwierigen Autojahr 2009 weiter 
vorantreiben können und werden".
Viel (medialer) Lärm also um nichts? Das wohl nicht, denn auch der
erfolgsverwöhnte Sportwagenbauer aus Stuttgart hat ja durchaus 
einräumen müssen, dass sich seine Strategie nicht so reibungslos 
umsetzen lässt wie ursprünglich gedacht. Insbesondere die Schlappe im
Bemühen, über den Europäischen Gerichtshof das VW-Gesetz aus den 
Angeln zu heben und damit auch die auf 20% zementierte Sperrminorität
des Landes Niedersachsen zu kippen, mehrt Zweifel an der 
Sinnhaftigkeit, mit zusätzlicher Verschuldung in Wolfsburg auf 75% zu
gehen, wenn damit nicht durchregiert werden kann.
Porsche hält an dem Vorhaben fest, als David den Wolfsburger 
Goliath beherrschen zu wollen - auf lange Sicht. Ob die anderen an 
diesem Prozess beteiligten Parteien dafür die Geduld aufbringen 
werden oder ob das Zusammengehen von VW und Porsche nicht doch unter 
anderen Vorzeichen vorangetrieben wird, bleibt der sprühenden 
Fantasie der Märkte vorbehalten. Bei aller öffentlichen Versicherung 
der gegenseitigen Treue scheint sich aber die Machtbalance von 
Stuttgart nach Wolfsburg zu verschieben. Ganz im Sinne des 
VW-Aufsichtsratsvorsitzenden Ferdinand Piëch.
(Börsen-Zeitung, 24.4.2009)

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