Börsen-Zeitung: Brücke ins Ungewisse, Kommentar zur Überbrückungsfinanzierung bei HeidelbergCement von Andreas Hippin
Frankfurt (ots)
Gläubiger und Management von HeidelbergCement haben es kurz vor dem Abgrund noch einmal geschafft, das Steuer herumzureißen und die Verletzung von Kreditauflagen für Bankverbindlichkeiten in Milliardenhöhe zu vermeiden. Zum Halbjahresende stand die Überprüfung der sogenannten Covenants für den Hanson-Akquisitionskredit an. Im schlimmsten Fall hätten die beteiligten Institute die Kredite fällig stellen können. Der neue syndizierte Kreditvertrag in Höhe von 8,7 Mrd. Euro ist im Grunde nicht mehr als eine Brückenfinanzierung bis Dezember 2011. Immerhin: Die Fahrt über eine tragfähige Brücke ist dem Sprung in die Tiefe jedenfalls immer noch vorzuziehen - trotz hoher Mautgebühr.
Am Anleihemarkt wurde mit Euphorie aufgenommen, dass der mit 12,1 Mrd. Euro verschuldete MDax-Konzern sich zu marktüblichen Konditionen refinanzieren konnte - immerhin wurde schon auf eine drohende Insolvenz gewettet. Dabei dürfte der Blick auf die nun zu zahlenden Zinsen nur die halbe Wahrheit liefern. Die Banken sollen sich ihre Zurückhaltung auf diesem Gebiet mit saftigen Gebühren bezahlen lassen, heißt es am Markt. Dafür hat Vorstandschef Bernd Scheifele nun eine Menge Zeit, um mit den Kernbanken ein langfristig tragfähiges Konzept zur Stärkung der Bilanz und zum Schuldenabbau auszuarbeiten, ohne dass kleinere Institute querschießen.
Das mit der Refinanzierung gesendete positive Signal an den Kapitalmarkt könnte HeidelbergCement bei einer Kapitalerhöhung ebenso zustattenkommen wie beim Verkauf von Anleihen. Dabei wäre allerdings mehr Transparenz angebracht. Die offiziellen Verlautbarungen des Unternehmens lassen zu viele Fragen offen. Wie sehen die Kreditvereinbarungen wohl aus, wenn sie auf ein Niveau angepasst wurden, "das dem veränderten wirtschaftlichen Umfeld entspricht"? Schließlich will man wissen, wie viel Luft noch nach unten bleibt, falls sich die konjunkturelle Abwärtsentwicklung am Bau über 2010 hinaus fortsetzen sollte. Anleihegläubiger wären sicher auch daran interessiert, welche Sicherheiten den Banken für den neuen Kreditvertrag angeboten wurden.
Um hier wieder Vertrauen aufzubauen, hilft nur Offenheit. Sonst werden sowohl potenzielle Fremd- wie auch Eigenkapitalgeber weiter Abstand halten.
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