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Börsen-Zeitung: Governance am Limit, Kommentar von Norbert Hellmann zu dem von der britischen Regierung initiierten "Walker-Bericht" mit Empfehlungen zur Corporate-Governance-Praxis im Bankensektor

Frankfurt (ots)

Mangelhafte Governance-Praktiken bei den Banken
haben zur Finanzkrise beigetragen, und die Vergütung von Starbankern 
hat exzessiven Risiken Vorschub geleistet. Sich darauf zu einigen 
fällt leicht. Abhilfe zu schaffen ist schwieriger. Dem britischen 
Premier Gordon Brown war es ein persönliches Anliegen, auf diesem 
Minenfeld Flagge zu zeigen; er ließ daher den City-Veteranen David 
Walker einen unabhängigen Bericht verfassen, aus dem die richtigen 
Lehren gezogen werden können.
Walkers Vorschläge, die nun in erster Auflage eingetrudelt sind, 
sollen nach den Vorstellungen der Regierung eine neue internationale 
Messlatte für Corporate Governance im Bankenbereich abgeben, obwohl 
sie ganz und gar auf das britische Board-System abgestimmt sind. 
Selbst im eigenen Land aber wird man es schwer haben, die 
Empfehlungen sinnvoll umzusetzen. Die Kerngedanken des Walker Review 
lassen sich zu drei Elementen zusammenfassen: Nichtexekutive 
Board-Mitglieder sollen den Bankenchefs stärker auf die Finger 
schauen und in geeigneten Komitees Risikoüberwachungsfunktionen 
übernehmen. Nicht nur die Vergütung der Managementspitze, sondern 
auch diejenige der oft noch reicher entlohnten Starbanker und 
-händler gilt es, transparenter zu machen. Wichtiger noch ist die 
Forderung nach einem Verzögerungselement bei der Auszahlung von Boni,
um die Anreize auf eine längerfristige Performance hinzutrimmen. Um 
dies zu erreichen, bedarf es unabhängiger, sachkompetenter und 
durchsetzungsfähiger Board-Mitglieder. Dabei plädiert Walker für 
Erfahrungsschatz. Die Board-Mitglieder sollen möglichst langgedient 
sein, der Chief Executive darf zum Chairman avancieren. Schafft man 
damit jedoch die Unabhängigkeit für eine effektive Verhinderung der 
Risikospirale? Und wie sorgen Aktionäre für das Bestellen der 
richtigen Board-Mitglieder?
Walkers gute Ansätze sollen in den britischen Governance-Kodex 
einfließen, an dessen tatsächlicher Disziplinierungskraft sich nichts
ändert. Auch muss man sich darüber im Klaren sein, dass mit 
Governance-Regeln allein weder Systemrisiken entschärft noch 
Finanzkrisen verhindert werden können. Der Walker Review ist nur eine
Begleitmusik. Um den Banken in Sachen risikoadäquater Vergütung den 
Marsch zu blasen, sind nicht die Hüter freiwilliger Kodizes, sondern 
die Bankaufseher gefordert.
(Börsen-Zeitung, 17.7.2009)

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