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Börsen-Zeitung: Bank der Superlative, Kommentar von Carsten Steevens zur Absicht der Royal Bank of Scotland, sich eine Kapitalspritze von privaten Investoren zu holen

Frankfurt (ots)

Aktionäre vergessen nicht. Vor allem dann nicht,
wenn ihr Unternehmen Royal Bank of Scotland heißt. Die Bank der 
Superlative möchte wieder einmal Geld - und dieses Mal keine 
Milliarden vom Staat. Private Investoren sollen dem Institut, das 
2008 mit gut 24 Mrd. Pfund einen Rekordverlust in der britischen 
Unternehmensgeschichte einfuhr, helfen. Dabei ist es keine 18 Monate 
her, dass sie sich im Vertrauen auf das Management bereit erklärten, 
mit bis dato in Europa unerreichten 12 Mrd. Pfund Kapitallöcher 
zuzustopfen. Es reichte nicht, wie ihnen nur wenig später schmerzlich
bewusst wurde. Nach 20 Mrd. Pfund vom Steuerzahler wird jetzt 
offenbar um weitere 3 bis 4 Mrd. Pfund ersucht. Doch die Aktionäre 
gehen erst einmal auf Tauchstation.
Auch wenn die Kursreaktion von der Bank selbst möglicherweise noch
drastischer erwartet wurde: Der Nachfolger von Fred "the Shred" 
Goodwin als Chief Executive, Stephen Hester, hat mit einem 
Kursabschlag von gut 5% eine klare Ansage erhalten. Vertrauen ist 
schnell verspielt, aber eben nicht so leicht wiederherzustellen. 
Dabei sind die Avancen zum jetzigen Zeitpunkt durchaus 
nachvollziehbar. Zwar sieht sich die Bank bei ihrer Sanierung noch am
Anfang eines Marathons. Doch ist der strategische Kurs mit 40 
Divisionszielen bereits klar abgesteckt, und Signale für einen 
konjunkturellen Aufschwung kommen in Sicht.
Die Aktie spiegelt auch eine gewisse Zuversicht wider: Seit dem 
historischen Tief, das im Januar mit 10 Pence erreicht wurde, hat 
sich der Kurs immerhin verfünffacht. Darüber hinaus gaben die seit 
Wochen kolportierten und am vorigen Freitag bestätigten Gespräche des
ebenfalls teilverstaatlichten Konkurrenten Lloyds Banking Group über 
Änderungen am staatlichen Rettungsschirm Anlass zur Initiative. Rein 
zufällig wurden die Pläne der Royal Bank jetzt jedenfalls wohl kaum 
lanciert.
Die Motive sind in beiden Fällen gleich: Einen weiteren Anstieg 
der Staatsbeteiligung vermeiden, milliardenschwere Kosten für die 
Hilfen des Steuerzahlers reduzieren und den Weg ebnen für eine 
Reprivatisierung. Doch ob nun ein Staatsanteil von 60, 70 oder 80%: 
Die Royal Bank wird Regierung und Aufsicht so schnell nicht wieder 
loswerden - auch die Europäische Union nicht. JPMorgan hat 
ausgerechnet, wie viel Investoren ohne Staatsschirm geben müssten: 
bis zu 28 Mrd. Pfund. Zum Vergessen.
(Börsen-Zeitung, 22.9.2009)

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