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Börsen-Zeitung: Rally mit Risiken, Börsenkommentar "Marktplatz" von Christopher Kalbhenn

Frankfurt (ots)

Nach einer bislang durchwachsenen Bilanz in
diesem Jahr mehren sich vor dem Ende des ersten Quartals die 
Anhaltspunkte für eine Fortsetzung der Rally von Aktien und anderen 
Risiko-Assets in den kommenden Wochen. Die Krise um die zerrütteten 
Staatsfinanzen Griechenlands, die die Märkte bisher in Atem gehalten 
hat, verliert zusehends ihre hemmende Wirkung. Es ist immer 
deutlicher geworden, dass es nicht zum Äußersten, dem Staatsbankrott,
kommen wird, sondern dem Land gegebenenfalls unter die Arme gegriffen
wird - mit welchem Verfahren auch immer. Zu verheerend wären die 
Folgen eines Bankrotts, als dass er zugelassen werden könnte.
Griechenland ist aber nicht entscheidend und allein auch kein 
hinreichender Grund, die Erholungs-Rally der Risiko-Assets, die 
bereits weit fortgeschritten ist, fortzusetzen. Entscheidend sind 
vielmehr die großen Notenbanken, allen voran die amerikanische Fed. 
Sie hat erneut signalisiert, dass die Märkte noch geraume Zeit in 
einem Umfeld rekordniedriger Zinsen agieren können. Viele 
Marktteilnehmer werden damit auch in den kommenden Monaten aufgrund 
unzureichender Erträge sicherer Assets wie vor allem Liquidität und 
kurz laufende Schuldtitel guter Bonität hinreichend Anreize haben, 
zum Teil auch schlichtweg gezwungen sein, in Risiko-Assets anzulegen.
Aktien und Unternehmensanleihen werden zudem weiterhin positive 
Impulse von der Entwicklung der Gewinne erhalten. In rund drei Wochen
beginnt in den USA die Berichtssaison für das erste Quartal 2010. Im 
vierten Quartal 2009 haben die Resultate nach wie vor die zuvor zu 
weit herabgeschraubten Erwartungen der Analysten übertroffen. 
Anhaltende Mengenverbesserungen sowie zuletzt verstärkt von 
Unternehmen durchgesetzte Preiserhöhungen werden auch für die ersten 
drei Monate des neuen Jahres ein gutes Bild liefern.
Damit bestehen gute Chancen, dass auch das Revival des 
inländischen IPO-Markts, das mit den Börseneinführungen von Kabel 
Deutschland und Brenntag eingeläutet wird, gelingt und sich somit in 
den nächsten Wochen noch weitere Kandidaten aus der Deckung wagen. 
Die Rally ist jedoch mit Risiken behaftet, die Korrekturbewegungen 
wahrscheinlich machen und letztlich auch dem Aufwärtspotenzial der 
Risiko-Assets Grenzen setzen. So besteht die Möglichkeit, dass das 
Thema Griechenland trotz seiner Entschärfung noch für Irritationen 
sorgen wird. Zudem könnten sich die Fiskalprobleme anderer schwacher 
Peripherie-Staaten des Euroraums als Stolpersteine erweisen. Ein 
Risiko ist ferner eine Pattsituation im britischen Parlament als 
Folge der Wahlen, die zu Verzögerungen bei der dringenden 
Haushaltskonsolidierung führen könnte, sowie ein konjunktureller 
Rückschlag auf der Insel. Geriete dadurch das Triple-A des 
Königreichs ins Wanken, könnte eine Pfundkrise die Folge sein.
Ein gravierenderer potenzieller Stolperstein sind jedoch die 
Notenbanken. Zwar werden sie die Zinsen noch lange sehr niedrige 
halten und außerdem die geldpolitische Wende - wann auch immer - nur 
sehr behutsam einleiten. Der Markt weiß jedoch, dass restriktive 
geldpolitische Wenden in der Regel für Risiko-Assets abträgliche 
Folgen haben. Daher dürfte bereits die Ankündigung der Wende für 
zumindest vorübergehende Irritationen und Preiskorrekturen bei 
Risiko-Assets sorgen. Darauf deutet die empfindliche Reaktion der 
Märkte auf die erste kreditpolitische Restriktion Chinas vom Januar 
hin. Neben der US-Berichtssaison wird im ersten Monat des zweiten 
Quartals damit u.a. auch die nächste Tagung des Offenmarktausschusses
der amerikanischen Zentralbank über Wohl und Wehe der Märkte 
entscheiden.
Längerfristig werden sich die Marktteilnehmer zudem fragen, ob der
Aufschwung der Weltwirtschaft wirklich nachhaltiger bzw. selbst 
tragender Natur ist. Denn neben den monetären Stimuli werden auch die
massiven globalen Konjunktur-Ankurbelungsmaßnahmen Zug um Zug 
eingestellt. Zudem werden in vielen Staaten - nicht nur in 
Griechenland - nach der drastischen Ausgabenausweitung zur Bekämpfung
der Krise konjunkturdämpfende Haushaltskonsolidierungspakete folgen.
(Börsen-Zeitung, 20.3.2010)

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