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Börsen-Zeitung: Daimler unter Druck, Kommentar zur Allianz der Autokonzerne Daimler und Renault von Bernd Weber

Frankfurt (ots)

Ein Topmanager von Daimler hat es vor Wochen auf
den Punkt gebracht. Wenn die Käuferschichten fast identisch sind, 
wird es schwer, mit einem erwünschten Partner relativ zügig eine 
umfassende Kooperation auf die Beine zu stellen. Zu groß sind die 
Ängste auf beiden Seiten, sich die Reviere streitig zu machen. 
Deshalb wird es auch wohl nichts mehr werden mit der tiefgreifenden 
Zusammenarbeit zwischen Mercedes und BMW.
Insofern war und ist Renault für Daimler der erheblich angenehmere
Partner, wenn es um das Ausloten von Win-Win-Konstellationen geht. 
Die Franzosen sind stark bei Kleinwagen und den dazugehörigen 
Plattformen und Motoren, die Schwaben haben im Pkw-Bereich Vorsprung 
bei Hybridisierung und Fahrzeugelektronik.
Daimler steht unter Druck, die Schwäche im Kleinwagensegment zu 
beseitigen. Sowohl der Smart als auch die A-Klasse haben laut
Experten in den vergangenen Jahren aufgrund von Überkapazitäten und 
unzureichenden Skaleneffekten Milliardenverluste produziert. Für 
Daimler scheinen die entsprechenden Möglichkeiten einer Kooperation 
nach bisheriger Sachlage umfangreicher zu sein als die Vorteile auf 
Seiten von Renault.
Daimler würde seine Wettbewerbsfähigkeit im Smart- und im 
Kompaktsegment jedenfalls deutlich steigern, wenn es dort zu einer 
Zusammenarbeit mit Renault käme, bei der Plattformen, Motoren oder 
auch Bordnetze in größerer Stückzahl als bisher von beiden Partnern 
in ihren entsprechenden Modellreihen genutzt und bei neuen Produkten 
Entwicklungskosten geteilt würden.
Die Franzosen werden ebenfalls Honig aus einer Zusammenarbeit 
ziehen. Abseits einer für die Chemie wichtigen, aber eher symbolisch 
zu wertenden Überkreuzbeteiligung dürfte für Renault im Vordergrund 
stehen, Kapazitäten besser auszulasten und damit für die eigenen 
Produkte Kostenvorteile zu erreichen. Hinzu tritt die 
Hybridtechnologie. Renault hat sich dem Elektroauto verschrieben, der
früher beim Partner Nissan angesiedelten Hybridtechnik aber 2001 den 
Stecker gezogen.
Daimler mag mit dem Renault-Deal eine Antwort auf die 
Ertragsschwäche bei Kleinwagen gefunden haben. Wie künftig mit Pkw 
die angestrebte operative Marge von 10% erreicht werden soll, wird 
Vorstandschef Dieter Zetsche noch beantworten müssen.

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