Börsen-Zeitung: Minimaler Kompromiss, Kommentar von Martin Hampel zur Einigung in der Kreditbranche über die Geldautomatengebühren
Frankfurt (ots)
Es hätte sicherlich schlimmer kommen können für die Verbände der Kreditbranche. Das Treffen des Zentralen Kreditausschusses am Mittwoch, bei dem über Höhe und Struktur der Gebühren an Geldautomaten beraten wurde, hätte zum Fiasko werden können: Ohne eine Einigung der Verbände aller drei Säulen wäre der Streit um die Automatengebühr zur Steilvorlage für Politik und Stammtische geworden, um der Branche Abzockerei und mangelnden Willen zur Besserung vorzuwerfen.
Daraus zu schließen, dass die Banken in der Gebührenfrage souverän agieren, wäre indes verfehlt. Der Kompromiss, das Kundenentgelt transparent zu gestalten und den Menschen am Geldautomaten die Kosten für die Abhebung direkt mitzuteilen, ist ein Minimum: Ein vergleichbares Vorgehen - gleichsam das Aufhängen einer Preisliste - wäre in fast allen anderen Branchen keiner Erwähnung wert.
Dass der Bankenverband, der die Interessen der privaten Geschäftsbanken vertritt, Stunden nach der ZKA-Sitzung mit einem eigenen Vorschlag vorgeprescht ist, wirft ein Schlaglicht darauf, wie sehr die Verbände herumeiern zwischen dem Willen, Pfründe zu sichern, und der Angst, in der öffentlichen Wahrnehmung als geldgierige Lobbyisten angeprangert zu werden.
Dass die privaten Banken an ihren Automaten 1,95 Euro als Höchstgebühr einführen, klingt zwar kundenfreundlich. Das Angebot der niedrigen Gebühr richtet sich aber vor allem an Kunden von Sparkassen und Genossenschaftsbanken, die in der Regel ohnehin keine weiten Wege zum nächsten Geldautomaten des eigenen Verbundes in Kauf nehmen müssen.
Dass Sparkassen und Genossenschaftsbanken sich gegen eine Höchstgebühr wenden, ist gleichermaßen der Besitzstandswahrung geschuldet. Beide Verbünde unterhalten ein gut ausgebautes und kostspieliges Automatennetz. Eine ordentliche Gebühr für Abhebungen von Kunden anderer Banken könnte für Wechselwillige das Zünglein an der Waage sein. Zwar betonen Genossenschafts- und Sparkassenverband unisono, dass der Wettbewerb für sinkende Preise am Automaten sorgen werde - das Kartellamt hat aber schon Zweifel an dieser Prognose angemeldet. Die Behörde tut gut daran, die Gebührenentwicklung genau zu beobachten - und die Verbände, wenn es sein muss, zum Handeln im Sinne der Kunden zu zwingen.
(Börsen-Zeitung, 26.8.2010)
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