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Börsen-Zeitung: Revolution frisst ihre Kinder, Kommentar zu den Arbeitsplatzabbauplänen bei der UBS, von Bernd Wittkowski.

Frankfurt (ots)

Ob die UBS nach dem Abbau von 20000 Arbeitsplätzen seit dem ersten Finanzkrisenjahr 2007 nun die kolportierten weiteren 10000 Stellen streicht oder auf dieser Restrukturierungsetappe "nur" 5000, eines steht fest: Die Finanzrevolution hat begonnen, ihre Kinder zu fressen. Denn diese Aktion sieht nicht mehr lediglich nach einem weiteren Drehen an der Kostenschraube aus, sondern nach einem grundsätzlichen Neustart. Und sie wird, sosehr sie zum Teil UBS-spezifische Ursachen und Konsequenzen hat, über die 2008 vom Staat gerettete Schweizer Großbank hinaus in der Branche Wirkung zeigen.

Die UBS, das gehört zum Spezifischen, war mehr als mancher namhafte Wettbewerber eine Zockerbank mit offenbar mangelhaftem Risikomanagement und dementsprechend stark von der Finanzkrise betroffen - so betroffen, dass sich der damalige Verwaltungsratspräsident Marcel Ospel in Anbetracht milliardenschwerer Subprime-Abschreibungen schon 2007 öffentlich "erschüttert" zeigte und sich explizit dafür schämte, "dass wir so etwas produziert haben". Der 2,3 Mrd. Dollar und - schlimmer - jede Menge Reputation kostende Handelsskandal, der gerade vor einem Londoner Gericht aufgearbeitet wird, macht seit gut einem Jahr deutlich, dass die Lernkurve bei der UBS auch danach eher flach verlief.

Zum Allgemeinen gehört, dass der Kapitalmarkt das einst vergötterte Investment Banking ob seiner notorischen Ertragsvolatilität - übrigens erstaunlich spät - mit Liebesentzug straft bzw. es zu honorieren scheint, wenn ernsthaft Anstalten gemacht werden, diese Aktivitäten, damit das Risikoexposure und vor allem den Eigenkapitalbedarf zu dezimieren. Am Montag bescherten die Investoren, wohl in Vorfreude auf einen Aktienrückkauf, der UBS und sich selbst einen Kurssprung von mehr als 7%. Hoffentlich haben sie nicht übersehen, dass die Demontage einer bisher tragenden Säule des Geschäfts erst einmal einen Milliardenaufwand erfordert.

Aus volkswirtschaftlicher und gesellschaftlicher Perspektive kann es nach den namentlich für die Steuerzahler teuren Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit nur begrüßt werden, wenn UBS & Co. die Lehren ziehen und zum Finanzkasino deutlich auf Distanz gehen. Wissen muss man freilich, dass dieser Kahlschlag der Eidgenossen ein Menetekel für die ganze Branche ist. Eine Überkapazität von jeder zwölften bis sechsten Stelle hieße zum Beispiel auf das deutsche Kreditgewerbe übertragen, dass dem "Reset" hierzulande noch 54000 bis 108000 Arbeitsplätze zum Opfer fallen könnten. Auf Sicht weniger Jahre kein ganz unrealistisches Szenario.

(Börsen-Zeitung, 30.10.2012)

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