Börsen-Zeitung: Schwarzer Mittwoch, Kommentar zu M&A von Walther Becker
Frankfurt (ots)
Jäher Rückschlag für den dieses Jahr kräftig anziehenden Markt für Fusionen und Übernahmen (Mergers & Acquisitions): Binnen weniger Stunden wurden in New York Deals für mehr als 100 Mrd. Dollar abgesagt. So hat Rupert Murdochs 21st Century Fox die 75 Mrd. Dollar schwere Attacke auf den Medienriesen Time Warner aufgegeben. Und der amerikanische Telekomkonzern Sprint, hinter dem die japanische Softbank steht, lässt von den Plänen ab, die Deutsche-Telekom-Tochter T-Mobile US für 32 Mrd. Dollar zu übernehmen.
Die Time-Warner-Aktie gab in der ersten Reaktion 11% nach, während die Titel von Fox, die seit der erst vor drei Wochen durchgesickerten Offerte stetig abgebenen hatten, deutlich anzogen. Das zeigt, wohin der Hase auf Investorenseite gelaufen ist. In der zweiten geplatzten Transaktion gaben beide Seiten nach: Sprint verlor 15% ihres Marktwerts, T-Mobile brachen 9% ein. Denn hier macht der Regulierer einen Strich durch die Rechnung, der befürchtet, dass aus dem Schulterschluss der Nummern 3 und 4 im amerikanischen Mobilfunkmarkt der Wettbewerb zu sehr leiden könnte. Dabei hätten die Investoren die Transaktion begrüßt.
Die T-Mobile-Mutter in Bonn steht nun vor der Frage, ob sie das wie Zieten aus dem Busch gekommene Angebot der französischen Iliad über lediglich 15 Mrd. Dollar für die knappe Mehrheit noch ablehnen kann. Die T-Aktie rutschte jedenfalls nach der Hiobsbotschaft aus Amerika ans Dax-Ende. Zur Erinnerung: Ende 2011 war der Konzern schon mit dem Versuch gescheitert, T-Mobile US für 39 Mrd. Dollar an AT&T zu veräußern.
Für den globalen M&A-Markt, der im Juli erstmals seit 2007 die Marke von 2 Bill. Dollar übertroffen hat, sind solche Absagen zwar negativ, aber kein Beinbruch. Doch auch die größte eingefädelte Transaktion des Jahres - 122 Mrd. Dollar bot Pfizer für den Pharmakonzern AstraZeneca - scheiterte. Ebenso ging die Werbefusion zwischen Publicis und Omnicom in die Hose. Die Risiken wachsen: Nervosität und Volatilität an den Märkten steigen, die Transaktionssicherheit ist zunehmend gefährdet. Und zumindest die US-Notenbank beginnt damit, die Liquiditätsflut einzufangen. Und vor allem will Washington einem wichtigen M&A-Treiber dieses Jahres - Flucht vor dem heimischen Fiskus - einen Riegel vorzuschieben. Aber auch wenn mehr Deals implodieren, verlieren grenzüberschreitende Deals wie eine mögliche Übernahme des US-Autozulieferers TRW durch das Stiftungsunternehmen ZF Friedrichshafen nichts von ihrer industriellen Logik.
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