Börsen-Zeitung: Dankbare Aufgabe, Kommentar zum Bankenverband von Bernd Wittkowski
Frankfurt (ots)
Hilmar Kopper muss also doch nicht antreten. Ein dem Bundesverband deutscher Banken (BdB) verbundener Banker hatte dieser Tage angesichts der komplizierten Kandidatensuche den ehemaligen Vorstandssprecher und Aufsichtsratsvorsitzenden der Deutschen Bank für das Präsidentenamt des BdB ins Gespräch gebracht. Das wäre auch eine tolle Lösung gewesen. Der 80-jährige Kopper steht voll im Saft und war erstaunlicherweise noch nie BdB-Präsident.
Nun wird es aber doch Hans-Walter Peters, Chef und Mitinhaber des Hamburger Bankhauses Berenberg. Dass Peters, der zusammen mit dem bis April 2016 amtierenden Präsidenten Jürgen Fitschen und dessen Vorgänger Andreas Schmitz das BdB-Präsidium bildet, die fachlichen und persönlichen Voraussetzungen für das Amt mitbringt, steht außer Frage, mögen auch andere nicht weniger qualifiziert sein. Die Eignung hat nichts mit der Größe oder dem Geschäftsmodell des jeweiligen Hauses zu tun. Peters wäre nicht der erste Privatbankier, der an der Verbandsspitze einen großartigen Job machen würde. Sicher: Die Finanzwelt unterliegt einem dramatischen Wandel - regulatorisch, aufsichtlich und technisch. Aber um die Herausforderungen zu bewältigen, braucht der Präsident die Stäbe nicht im eigenen Haus, dafür gibt es ja das eingespielte Verbandsteam.
Es war so richtig wie wichtig, dass der elfköpfige BdB-Vorstand die hochkochende Kandidatendiskussion durch eine inoffizielle Vor-Wahl erstickt hat, wobei es schon ein wenig gewöhnungsbedürftig erscheint, dass dabei gleich die Einstimmigkeit abgesprochen wird. Die Satzung scheint das herzugeben. Auf jeden Fall hätten anhaltende Spekulationen bis zur Wahl am 9. November alle Bewerber und den ganzen Verband beschädigt.
Doch die Diskussion muss jenseits dieser Personalie weitergeführt werden, nicht nur in Richtung hauptamtlicher Präsident wie bei Sparkassen und Volks- und Raiffeisenbanken. Hilmar Kopper würde, hätte man ihm die Position ernsthaft angetragen, vermutlich gefragt haben, ob die Verbände in der heutigen Struktur nicht völlig aus der Zeit gefallen sind. Eine Bank Schilling und eine Deutsche Bank (beide privat) verbindet im Zeitalter der europäischen Aufsicht relativ wenig, Commerzbank, DZ Bank und LBBW eher viel, obwohl sie drei verschiedenen Säulen angehören. Wenn man nach Schulden-, Flüchtlings- und allfälligen weiteren Krisen immer noch nicht unterstellen will, dass Europa bald auseinanderfliegt, muss der europäische Verbandsflickenteppich dringend erneuert werden. Daran mitzuwirken ist eine dankbare Aufgabe für den künftigen BdB-Präsidenten.
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