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Wiederbelebt im VW-Reich, Kommentar zu Audi von Stefan Kroneck

Frankfurt (ots)

Herbert Diess steht unter hohem Druck, die Transformation von Volkswagen zu einem Mobilitätsdienstleister für Zukunftstechnologien in der laufenden Dekade zu bewerkstelligen. Der Schritt des Konzernchefs, die von der Dieselmanipulationsaffäre geschwächte Tochter Audi stärker in seine Gesamtstrategie einzubinden, ist zwar gewagt, aber folgerichtig.

Es ist deshalb ein Wagnis, da der Ingolstädter Premiumhersteller mit der ihm angedachten Schlüsselposition für Forschung und Entwicklung im VW-Mehrmarkenverbund eine Schwerpunktaufgabe übernimmt, die den designierten Audi-Chef Markus Duesmann vor gewaltige Herausforderungen stellen wird. Denn schließlich befindet sich Audi mit dem Abbau von 9500 Stellen mitten in einer Restrukturierung. In einer solch schwierigen Phase können zusätzliche Aufgaben ein Unternehmen schnell überfordern.

Doch Diess hat keine Alternative, will er rasch und erfolgreich sein Konzept umsetzen, um im Wettstreit mit den Konkurrenten um die technologische Führerschaft auf den Gebieten Elektroautos und automatisiertes Fahren Schritt halten zu können. Dass er dabei auf eine Wiederbelebung von Audi setzt, ist nachvollziehbar. Schließlich agierte die Tochtergesellschaft in besseren Zeiten bereits als Technologieschmiede des Mutterkonzerns aus Wolfsburg.

Unter der Regie des früheren Firmenpatriarchen Ferdinand Piëch hatte sich Audi im VW-Reich als Primus hochgearbeitet. Diesen Status verlor das Unternehmen aber mit der Dieselbetrugsaffäre. Audi galt als Kern der Manipulationen bei VW. Der Werbeslogan des kleineren BMW-Rivalen "Vorsprung durch Technik" verblasste. Der Rückstand bei der Umstellung auf das moderne Kraftstoffverbrauchs- und Abgasprüfverfahren WLTP legte die Schwächen von Audi offen.

In dieser Gemengelage ist der Schritt von Diess auch ein Versuch, bei der Konzerntochter an Piëch anzuknüpfen. Dass der VW-Chef bei den Oberbayern die neu geschaffene Software-Konzerneinheit andockt, lässt aufhorchen. Schließlich entscheidet sich aus Sicht des Konzern-CEO die Zukunft der VW-Gruppe darin, ob sich das eigene Software-Betriebssystem für Autos im Markt durchsetzt. Der Höhenflug der Aktie des Herausforderers Tesla zeigt, dass Investoren zunehmend darauf achten, wie überzeugend die Autobauer in den Zukunftsfeldern aufgestellt sind.

In diesem Überlebenskampf erweist sich die Börsennotierung von Audi als unzeitgemäß. Unter Kosten- und Effizienzaspekten kann sich VW diese Extravaganz nicht mehr leisten.

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