Alle Storys
Folgen
Keine Story von Börsen-Zeitung mehr verpassen.

Börsen-Zeitung

Balance gesucht, Kommentar zu Airbus von Gesche Wüpper

Frankfurt (ots)

Entsprechende Vermutungen hatten bereits die Runde gemacht, und doch sorgte die Ankündigung von Airbus, bis zum Sommer 2021 in der Flugzeugsparte 15000 Stellen abbauen zu wollen, in den betroffenen Ländern für einen Schock. Immerhin entspricht dies gut 11 Prozent der Belegschaft des Luft- und Raumfahrtkonzerns und 18,5 Prozent der Sparte Commercial Aircraft.

Für Airbus ist es ein Jobabbau nie gekannten Ausmaßes. Deshalb ist es verständlich, dass Gewerkschaften und Politiker nicht mit Kritik an den Plänen sparen. Sie sollten jedoch nicht vergessen, dass es weit schlimmer hätte kommen können, wenn Airbus so wie der US-Rivale Boeing wegen des 737-Max-Debakels bereits vor Ausbruch der Covid-19-Pandemie finanziell stark angeschlagen gewesen wäre.

Für den Luft- und Raumfahrtkonzern besteht die größte Herausforderung nun darin, die richtige Balance zu finden. Er darf nicht zu viele Stellen kürzen, um gewappnet zu sein, die Produktion wieder hochfahren zu können, wenn sich die Luftfahrt wieder erholt. Auf der anderen Seite muss sich Airbus darauf einstellen, dass die Branche frühestens 2023 wieder ihr Vorkrisenniveau erreichen wird, bei einer zweiten oder dritten Welle sogar deutlich später.

Zumindest was die Produktion angeht, hat Airbus rechtzeitig und umsichtig reagiert. Der Flugzeugbauer hat die Kapazität bereits Anfang April um ein Drittel gekürzt, so dass weitere größere Anpassungen erst mal nicht notwendig erscheinen. Die wohl größte Gefahr für Airbus besteht nun darin, dass die geplanten Restrukturierungen wie einst 2007 beim Sparplan "Power 8" deutsch-französische Grabenkämpfe wieder ausbrechen lassen. In einem Konzern, an dem mehrere Staaten beteiligt sind, der in mehreren Ländern wichtige Standorte unterhält und dort derzeit öffentliche Hilfen in Anspruch nimmt, ist es geradezu programmiert, dass die jeweiligen Regierungen die Pläne für den Abbau von Arbeitsplätzen mit Argusaugen beobachten. Frankreich und Deutschland pochen bereits auf eine gerechte Verteilung der Stellenkürzungen.

Das Schlimmste, was dem Luftfahrtkonzern neben einer zweiten oder dritten Covid-19-Welle passieren könnte, wäre, erneut zum Spielball nationaler Interessen zu werden, indem Politiker und Gewerkschaften der Airbus-Länder versuchen, ihre Partner zu übervorteilen. Konzernchef Guillaume Faury steht vor keiner leichten Aufgabe. Sein Wunsch, bereits im Herbst mit der Umsetzung der Sparpläne zu beginnen, ist äußerst ambitioniert.

Pressekontakt:

Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Börsen-Zeitung
Weitere Storys: Börsen-Zeitung
  • 30.06.2020 – 20:25

    Ein verlorenes Jahr, Kommentar zur Commerzbank von Anna Sleegers

    Frankfurt (ots) - Nun auch noch das: In aller Öffentlichkeit kippen Teile des Aufsichtsrats der Commerzbank einen Sitzungstermin zur künftigen Strategie. Die Arbeitnehmervertreter fühlen sich unzureichend informiert, weil der Vorstand ihnen auch zwei Tage vor dem Sitzungstermin keinerlei Informationsmaterial zur Verfügung gestellt hat. Laut einem Flugblatt der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, das am Dienstag bei der ...

  • 29.06.2020 – 20:25

    Schnellschuss, Kommentar zur Bilanzpolizei von Sabine Wadewitz

    Frankfurt (ots) - Die Fahndung läuft auf Hochtouren. Die rechtliche Aufarbeitung des Wirecard-Skandals wird lange dauern, doch es werden schnell und öffentlichkeitswirksam Schuldige gesucht. Nach dem freiwilligen Geständnis von BaFin-Chef Felix Hufeld, auch die Finanzaufsicht habe versagt, setzt die Bundesregierung ein Zeichen und gibt der Bilanzprüfstelle den Laufpass. Ein "sachkundiges, wirkungsvolles und ...

  • 26.06.2020 – 20:15

    Erfindungsreiche Italiener / Kommentar über phantasievolle Pandemiebonds von Kai Johannsen

    Frankfurt (ots) - Die Covid-19-Krise zieht Volkswirtschaften rund um den Globus in Mitleidenschaft. Die großen Zentralbanken haben reagiert und Leitzinsen gesenkt sowie das Quantitative Easing (QE) zum Teil drastisch nach oben gefahren. Gigantische Anleihekaufprogramme stützen die Märkte. Damit wird vor allem Zeit für die Staaten gekauft, die mit enormen ...